Leistungsschau für Industrietechnik
Was in der Welt der Konsumenten beginnt, setzt sich in Geschäftswelt und Industrie fort. Entsprechend erfährt die dänische Fachmesse HI Tech & Industry traditionell große Beliebtheit – nicht nur in der Region. Mit über 700 Ausstellern gilt sie über die Grenzen Dänemarks hinaus in ganz Skandinavien als größter Hotspot für Industrietechnik. „In dieser Hinsicht ist Herning seit 1963 regional und überregional ein Zentrum der Industrie“, unterstreicht Mona Jakobsen, HI-Verantwortliche beim Veranstalter MCH. In der Tat ist das Umland industriell geprägt. Noch mehr zählt aber wohl, dass der Messestandort Herning von allen Seiten aus gut zu erreichen ist – sei es aus den skandinavischen Nachbarländern, aus dem Baltikum oder aus dem Festlandeuropa. „Dänemark nimmt also eine verbindende Rolle zwischen den nordischen Ländern und dem Rest Europas ein“, betont Jakobsen. „Diese Position wollen wir natürlich mittelfristig ausbauen und noch mehr Fachleute aus Deutschland und anderen europäischen Ländern von einem Besuch der HI überzeugen.“ In der Folge wandelt sich das Ausstellungsspektrum der Messe seit Jahren: von ursprünglich klassischen Industrie- und Handwerkthemen hin zu den großen Technologietreibern unserer Zeit – allen voran in Richtung Smart Factory. Entsprechend ist auch der Ingenieursverband IDA (das dänische Pendant zum VDI) eng in das Messeprogramm eingebunden.
Interaktives Messeangebot
Das Bestreben von MCH für große Aktualität der HI-Messe wird gut angenommen. Denn während klassische Industriethemen wie Logistik, Subsupply oder Tools&Welding jeweils nur eine Halle füllen, erstreckt sich der Bereich Automation und Robotik mit vier Hallen auf einen Großteil der Veranstaltungsfläche. In der Folge findet sich unter den Ausstellern alles, was in der europäischen Automatisierung Rang und Namen hat – ganz gleich ob Steuerungstechnik, Motion oder Sensorik. Darüber hinaus trifft man natürlich auf viele dänische und skandinavische Vertragshändler, Vertriebspartner und Lösungsanbieter. Der Erfolg der Messe ist aber nicht nur der modernen thematischen Ausrichtung zuzurechnen, sondern auch einem sehr abwechslungsreichen Angebot. So gibt es etwa zusätzliche Themenbereiche von Messepartnern, z.B. die Windenergie. Darüber hinaus versteht sich die HI nicht nur als klassische Ausstellung. „Mit Aktionen wie unserer Technomania-Halle fördern wir den Austausch und das Networking zwischen Ausstellern, Branchenexperten und Besuchern“, fährt Mona Jakobsen mit Bezug auf einen Teil der Messe fort, den man quasi als Event-Arena bezeichnen kann. Seit drei Jahren treffen sich hier Startup-Firmen, Innovationstreiber der Branche und Tech-Organisationen; es wird referiert, geworkshopt und gepitcht. Das Ganze in typisch ungezwungener und freundlicher dänischer Atmosphäre. Ausgesprochen gut angenommen wird auch das Konferenzangebot der HI. Jeder dritte Messebesucher (insgesamt waren es über 20.000) hatte sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung für eine Vortragssession angemeldet. „Viele Weitere entscheiden sich spontan“, erklärt Jakobsen. „Unser Publikum versteht es also ausgezeichnet, die Synergien aus Zuhören, Netzwerken und Entdecken zu nutzen.“
Im Zeichen der Cobots
Mit Blick auf neue Technologien und den Robotik-Hotspot Odense kommt dem Thema Cobots ein außergewöhnlicher Stellenwert auf der Messe zu. Wirklich das komplette Marktspektrum der heute verfügbaren MRK-Kinematiken (siehe auch Marktübersicht MRK in dieser Ausgabe auf Seite 43) war in den Hallen der HI vertreten. Praxistaugliche Anwendungen ohne Schutzzaun waren so allgegenwärtig, dass es sofort auffiel, wenn Roboteranbieter kein solches Exponat zeigten. Durch die Vielzahl der Applikationen und die Art, wie die Zusammenarbeit zwischen Roboterherstellern, Integratoren und mittelständischen Anwendern in Herning präsentiert wurde, drängte sich förmlich der Eindruck auf, das Thema MRK sei letztendlich final im Markt angekommen – zumindest in Dänemark. „Die HI spiegelt hier einfach das rege Treiben und die Vorreiterrolle des Clusters in Odense wider“, resümiert Jakobsen. Und so darf man wirklich gespannt sein, ob dieser Umgang mit Robotern ohne Barrieren und ohne Berührungsängste auch auf der Automatica im kommenden Jahr zu erleben sein wird.