Kommt die Bin-Picking-Revolution?

Reif für die moderne Fertigung?

Die Produktionslogistik ist oft ein recht unflexibles und über Jahre hinweg optimiertes Kernelement moderner Fertigungsanlagen. Üblicherweise kommen für viele Materialien spezielle Halterungen und individuelle Paletten zum Einsatz, die nicht mit dem Material-Handling durch Roboter kompatibel sind. Zuweilen sind Produktionsdaten auch mit den speziellen Paletten verknüpft (z.B. per RFID) oder andere Abläufe, wie die Teileinspektion, geschehen während der manuellen Entnahme und Ablage. Oft ist auch schon der für einen Roboter notwendige Platz nicht vorhanden. All diese Prozesse und Parameter sind zu bedenken, sobald ein Schritt geändert wird. Obwohl dies der Einführung eines Robot-Bin-Picking-Systems möglicherweise im Weg steht, gibt es doch es zahlreiche Anwendungen, wo es vergleichsweise einfach möglich ist. So haben einige Hersteller das Robot-Bin-Picking bereits zum Standard für die Bestückung ihrer Maschinen gemacht. Seit 2009 setzt u.a. die RAS Reinhardt Maschinenbau ausschließlich auf die Software Moonflower von Euclid Labs zur Bestückung ihrer Minibend Center. So lassen sich sowohl unsortierte Teile aus Kisten als auch auf Paletten gestapelte Rohlinge dem System zuführen. Das Unternehmen hat Bin Picking frühzeitig als strategisch wesentliches Element angesehen, um seinen Kunden die Integration einer Blechbiegeanlage in deren Produktionslinien zu ermöglichen. Dabei investierte das Unternehmen insbesondere in die Flexibilität der Software, damit sie sich reibungslos an alle unterschiedlichen Bleche und Formen anpasst. Bei einigen Anwendungen bringt Bin-Picking zudem positive Nebeneffekte: So lässt sich Platz einsparen, indem ein einziger kleiner Roboterarm zwei Drehmaschinen bestückt.

Die Ausgangsmaterialien für die Maschinenbestückung befinden sich meist sortenrein, aber zufällig angeordnet in Behältern verschiedener Art. (Bild: Euclid Labs Srl)

Fazit

Es hängt von vielen Faktoren ab, ob der Einsatz von Robotern zum Bestücken von Maschinen sinnvoll ist:

  • Verfügbarkeit geeigneter Greifer @Aufzählung:Komplexität und Variantenvielfalt der Bauteile
  • Bauteileigenschaften (Gewicht, Sensitivität der Oberfläche und Bauteilform gegen Druck etc.)
  • Zykluszeiten
  • verfügbare Platz
  • Bedingungen für die 3D-Erfassung und Bildverarbeitung (Ober flächenbeschaffenheit, Umgebungslicht)
  • Abhängigkeiten von anderen Prozessschritten und Kompatibili tät mit existierenden Elementen der Produktionslogistik
  • Budget für die Entwicklung, Anschaffung und Integration

Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Anlagenbauer und Hersteller von Fertigungsmaschinen Robot-Bin-Picking zum Standard in ihren Produkten machen, da die Betreiber von Fertigungsstraßen das erwarten. Aufgrund der zahlreichen Herausforderungen bleibt es allerdings abzuwarten, ob hieraus eine echte Revolution entsteht und der ‚Griff in die Kiste‘ mit Robotern allgegenwärtig wird. In jedem Fall ist für Hersteller und Anlagenbauer jetzt die Zeit gekommen, Robot Bin Picking zu evaluieren, um ihre Produktionslogistik wettbewerbsentscheidend weiterzuentwickeln.

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Euclid Labs Srl
my.euclidlabs.it

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