Artikelserie: Die Robotikbranche in Dänemark (Teil 2/2)

Servicerobotik treibt Blüten

Die Aufbruchsstimmung in Dänemark, speziell in der Region um Odense, wirkt sich auch auf die Servicerobotik aus – auch wenn dieser Markt noch etwas zögerlicher wächst. „In dieser Branche sind wir mit über 100 Mitarbeitern der größte dänische Player“, sagt Claus Risager, CEO von Blue Ocean Robotics. „Aber viele junge Unternehmen starten aktuell mit spannenden und vielversprechenden Ideen durch.“ Konkurrenz zu den industriell ausgerichteten Anbietern gebe es keine. Im Gegenteil: Die unterschiedlichen Ausprägungen der Roboteranbieter befruchteten die Innovationsleistung gegenseitig. Risager weiß wovon er spricht, denn er ist seit den Anfängen der Robotik in Odense dabei. „Anfangs gab es in diesem Themenfeld nur zwei Arbeitgeber: Eine Werft und die Universität. Ich habe für beide gearbeitet – stets im engen Austausch mit der anderen Seite.“ Auf diese Weise seien in Odense viele Grundlagen für das Roboterschweißen im Schiffbau entwickelt worden. Nach einigen Jahren wechselte Risager zum Danish Technological Institute (DTI) und baute dort das Geschäftsfeld Robotik auf. Die Ausrichtung des DTI liegt ähnlich wie bei den Fraunhofer-Instituten darauf, Forschungsergebnisse schneller in die Anwendung zu bekommen – nicht nur in Bezug auf die Industrie, sondern auch in Branchen wie Healthcare, Hospitality, in der Baubranche oder der Landwirtschaft.

 (Bild: OnRobot)

(Bild: OnRobot)

Marktreife Lösungen für diverse Branchen

Während sich einige wissenschaftliche DTI-Mitarbeiter mit Roboterlösungen für das Fertigungsumfeld selbstständig machten – die bekanntesten sind wohl die Gründer von Universal Robots – zog es Risager in Richtung der professionellen Servicerobotik. Also hin zu Anwendungen abseits von Fertigungsindustrie und Consumer-Umfeld. Und so gründete er 2013 die Firma Blue Ocean Robotics, die heute durchaus schon Erfolge vorweisen kann. Mit den Roboterserien UVD und Beam ist das Unternehmen heute schon in über 70 Ländern vertreten – in Krankenhäusern, Veranstaltungszentren oder Hotels. Mehr als 1.000 Roboter werden mittlerweile pro Jahr verkauft. „Es gibt etwa 180.000 große Hotels in der Welt. Bislang sind dort aber nur wenige Serviceroboter zu finden“, verdeutlicht Risager das große Potenzial für diese Lösungen. Der Markt für professionelle Servicerobotik werde in Zukunft vermutich größer, als der von Industrierobotern. „Noch führen die klassischen Kinematiken beim jährlichen Verkauf im Verhältnis fünf zu eins. Aber man darf nicht übersehen: Der Weltmarkt für Servicerobotik wächst jährlich um 26 Prozent.“

 (Bild: OnRobot)

(Bild: OnRobot)

Neues Jahr, neue Anwendungen

Im Laufe des ersten Quartals 2020 will das Unternehmen deshalb einen neuen Roboter für Landwirtschaft und Co. auf den Markt bringen. Auch eine Kinematik, die das Klinikpersonal beim Patienten-Handling unterstützt, wird in Kürze marktreif. Insgesamt zeigen die Wachstumspläne von Blue Ocean Robotics – wie bei OnRobot auch – unglaublich steil nach oben: „Wir planen ein Umsatzwachstum von rund 1.000 Prozent über die nächsten drei bis vier Jahre“, lässt Risager durchblicken. Doch stehen diesem Bemühen nicht die vielfach genannten Berührungsängste von Menschen mit Robotern im Weg? „Nein“, ist Risager sicher. „Zum einen haben wir und andere Anbieter in den vergangenen Jahren viel Aufklärungsarbeit geleistet. Zum anderen verläuft die tatsächliche Integration von Servicerobotern in neue Umgebungen meist unkompliziert.“ Vorbehalte gebe es nur im Vorfeld, genauso wie Befürchtungen hinsichtlich des eigenen Arbeitsplatzes. „Wenn der Roboter erst einmal da ist, wird er eigentlich immer gleich von den Menschen angenommen – vom Hotel- bzw. Klinikpersonal genauso wie von den Gästen und Patienten“, sagt Risager. „Zudem profitieren die Unternehmen, die Serviceroboter einsetzen, statistisch gesehen von weniger Fluktuation bei den Mitarbeitern. Die Robotik eröffnet hier also eine echte Win/Win/Win-Situation.“ Ein Dreiklang, der vermutlich auch über die Grenzen Dänemarks hinaus zunehmend Aufmerksamkeit erzeugen und Beachtung finden wird. (mby)

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