MRK erfordert ein Umdenken

Pilz hat ein Kollisionsmessgerät entwickelt, das die Drücke und Kräfte von Roboterbewegungen messen kann. (Bild: Pilz GmbH & Co. KG)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was rät Pilz Unternehmen, die MRK-Applikationen einführen wollen?

Vetter: Wer eine MRK-Applikation aufbauen möchte, der sollte im ersten Schritt seine Produktion unter die Lupe nehmen: Wo wäre ein geeigneter Platz, um das auszuprobieren? Um sich dem Thema zu nähern, sollte man nicht gleich versuchen MRK in den komplexesten Ablauf zu integrieren, sondern mit einfachen Produktionsschritten beginnen. Geeignet sind im übrigen Arbeitsplätze, wo die Ergonomie eine wichtige Rolle spielt. Wenn Roboter dort eingesetzt werden, wo sie Entlastung für den Menschen bringen, dann fördert das auch die Akzeptanz bei der Belegschaft. Wichtig ist es außerdem von Beginn an alle Seiten an einen Tisch zu bringen, insbesondere Elektrik, Mechanik und Arbeitssicherheit. Dann ist zu überlegen welche der vier Methoden aus der TS15066 bevorzugt wird, denn daraus ergibt sich der Robotertyp: beispielsweise sensitiv oder nicht. Weitere Kriterien bei der Wahl des Roboters sind benötigte Nutzlasten und Reichweiten. Letztlich geht es darum, Produktivität und Sicherheit in Einklang zu bringen.

Mit dem Kraft- und Druckmesssystem PROBms bietet Pilz auf Mietbasis ein komplettes Paket für die Validierung von MRK gemäß ISO/TS15066 an. (Bild: Pilz GmbH & Co. KG)

ROBOTIK UND PRODUKTION:  Stichwort Sicherheit: Wann kommt die ins Spiel?

Vetter: Sobald eine erste Idee am CAD-System entsteht, hat man eine Diskussionsgrundlage und kann bereits mit einer Risikobeurteilung beginnen. Es ist wichtig, sich früh mit dem Thema Sicherheit auseinanderzusetzen und Experten wie Pilz miteinzubeziehen. Nur dann können Erfahrungen aus vorherigen Applikationen einfließen. Macht man sich erst nach Aufbau der Roboterapplikation Gedanken über die notwendige CE-Kennzeichnung, warten in der Konsequenz leider meist größere Umbaumaßnahmen, die nicht zuletzt die komplette Zeitplanung zumindest ins Wanken bringen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Gefährdungen gilt es denn überhaupt bei MRK zu berücksichtigen?

Vetter: Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Kollisionsarten: Der transiente Kontakt zwischen Mensch und Roboter entspricht einem Stoß durch den Roboter. Der Mensch wird von dem Roboter getroffen, hat aber die Möglichkeit zurückzuweichen. Er ist nicht eingeklemmt. Der quasi-statische Kontakt entspricht hingegen einer Quetschung des Menschen. Ein Ausweichen ist dann nicht mehr möglich – der Mensch wird ggf. festgehalten und kann sich nicht selbst befreien. Im Gegensatz zu Maschinen, die geschlossen sind, ist bei MRK-Anwendungen auch das Nahfeld zu betrachten. Es geht zudem darum, die Gefährdung durch Stolperstellen z.B. durch Leitungen der Spannungsversorgung zu eliminieren. Und man muss auch vorhersehbare Fehlanwendungen berücksichtigen.

Pilz unterstützt bei der Realisierung und Automatisierung sicherer MRK-Applikationen mit einem auf die einzelnen Lebensphasen abgestimmten Dienstleistungsportfolio. (Bild: Pilz GmbH & Co. KG)

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