Robotereinsatz nach Amatrice-Erdbeben
Roboter als Rettungsassistenten
Bei der Vorhersage von Naturkatastrophen stößt selbst die modernste Technik leider immer noch Grenzen. Doch bei der Bewältigung von Folgen und dem Schutz vor weiteren Schäden übernimmt sie eine immer größere Rolle. So auch als im September im italienischen Amatrica die Erde bebte – hier unterstützen moderne Robotersysteme die Feuerwehr zu Lande und aus der Luft.
Im Nachgang zu dem schweren Erdbeben in Amatrice kamen Technik und Know-how aus dem EU-Forschungsprojekt TRADR zum Einsatz: Italienische Rettungskräfte baten das Team, darunter Mitarbeiter des Fraunhofer IAIS aus Sankt Augustin, Innenaufnahmen von zwei vom Einsturz bedrohten Kirchen – der San Francesco Basilika und der Sant’Agostino Kirche – zu liefern. Damit soll zusätzliche Zerstörung verhindert und der weitere Einsatz geplant werden. Drei Flugroboter und zwei Bodenroboter waren innerhalb kurzer Zeit vor Ort einsatzbereit: In enger Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern und unter extremen Bedingungen und hohem Zeitdruck konnten schließlich 140GB an Bild- und Sensordaten zu aussagekräftigen 3D-Modellen von den Gebäuden verarbeitet werden.
Roboter unterstützen Rettungskräfte
Dieser Anwendungsfeld zeigt das Potenzial von intelligenten Robotern für Katastrophenfällen bei unübersichtlichen Gefahrenzonen. Die Roboter unterstützen die Rettungskräfte im Einsatz, indem sie als stellvertretende Werkzeuge für Menschen eingesetzt werden. In diesem Einsatzszenario wurden die Roboter teilweise ohne Sichtkontakt ferngesteuert und kooperierten miteinander. Zwei der Flugroboter lieferten Bilder, mit deren Hilfe der Operator Anweisungen für die Flugrichtung der dritten geben konnte und diese so ihren Weg durch enge Fenster oder einen zerstörten Dachstuhl fand. Die anschließend aus Innen- und Außenaufnahmen sowie Lasersensordaten entwickelten 3D-Modelle zeigen der italienischen Feuerwehr Vigili del Fuoco, wo eine Abstützung der Wände notwendig ist, damit weitere Einstürze verhindert und die Kulturgüter erhalten werden können.
Reibungslose Zusammenarbeit
„Das gesamte TRADR-Team musste innerhalb von 48 Stunden einsatzbereit sein. Wir standen unter großem Stress, aber die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern und den Rettungskräften vor Ort verlief reibungslos“, berichtet Prof. Hartmut Surmann, der für das Fraunhofer IAIS zusammen mit Erik Zimmermann verantwortlich für TRADR und das technische Setup ist und die Flugroboter steuerte. Den erfolgreichen Einsatz sieht er unter anderem dem eingespielten Team geschuldet, das in zahlreichen Übungseinsätzen den Ernstfall geprobt hat: Die zwölf Partnerorganisationen aus sechs EU-Ländern entwickeln in dem EU-geförderten Projekt unter der Leitung des DFKI neuartige Lösungen für gemischte Mensch/Roboter-Teams für den Einsatz in Katastrophenszenarien.