Robotik gestern, heute und morgen

ROBOTIK: Wie war die Situation der Robotik in den USA Mitte der 1970er Jahre? Wurde sie bereits auf breiter Basis eingesetzt?

Burnstein: Nein, Mitte der siebziger Jahre wurde die Robotik noch nicht auf breiter Basis in den USA eingesetzt. Joe war über die langesame Entwicklung dieser Technologie in den USA sehr frustriert, wo auf kurzfristige Renditen mehr Wert gelegt wurde als auf langfristige Investitionen. Der Grund dafür, dass er den Unimate-Roboter in den späten 1960er Jahren für Kawasaki lizensierte ist darin zu suchen, dass er in Japan auf ein weitaus interessierteres Publikum traf.

ROBOTIK: Das Phänomen, dass der asiatische Markt – und hier speziell Japan – dem Gebrauch von Robotern in der industriellen Produktion wesentlich offener gegenübersteht als die besipielsweise die US-Amerikaner, hält ja bis heute an. Ist dies in erster Linie ein Imageproblem, oder sind es vielleicht doch eher kulturelle Probleme, die schwerer zu überwinden sind? Oder denken Sie, dass der vermehrte Gebrauch von Robotern als Rasenmäher oder Staubsauger ein Umdenken in der Gesellschaft zur Folge haben wird?

Burnstein: Die Japaner haben Roboter schon immer wohlwollender betrachtet. Sie haben eine Kultur, die Roboter eher als freundliche Helfer, nicht als Terminatoren betrachtet, wie dies in der poulären US-Kultur der Fall ist. Um ehrlich zu sein muss man allerdings auch sagen, dass aus demografischen, aber auch aus Qualtitätsgründen die Japaner Roboter in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nötiger hatten als die Amerikaner. Angesichts der zunehmend umkämpften Märkte sowie eigener demografischer und qualitativer Aspekte in den letzten Jahren, sind die US-Amerikaner heute Robotern gegenüber deutlich positiver eingestellt.

ROBOTIK: Gegenwärtig ist die kollaborative Robotik – wo die menschliche Arbeitskraft durch Roboter nicht nur im Produktionsumfeld, sondern auch im Bereich Instandhaltung, Logistik, etc. unterstützt wird – ein heißes Thema. Aufgrund der Kosten für solche Roboter werden diese aber vornehmlich von Unternehmen eingesetzt, die bereits eine gewisse Größe und einen vergleichsweise hohen Produktionsumfang erreicht haben. Wie kann diese Technologie Ihrer Meinung nach auch für kleine und mittelgroße Unternehmen bezahlbar gemacht werden?

Burnstein: Im Grunde ist einer der Treiber für den Gebrauch kollaborativer Roboter die Reduktion von Kosten, und zwar in erster Linie die Verringerung der Kosten für Integration, Sicherheit und Gebäudefläche. Mithin sind kleinere und mittelgroße Unternehmen durchaus am Einsatz kollaborativer Roboter interessiert.

ROBOTIK: Bei all der Zuverlässigkeit und Präzision, mit der heutige Roboter arbeiten: Werden Fertigungsbetriebe, die sich dem Einsatz von Robotern verweigern, in absehbarer Zukunft überhaupt konkurrenzfähig sein, oder werden sie abgehängt werden?

Burnstein: Ich bin davon überzeugt, dass im heutigen hart umkämpften globalen Marktgeschehen die Unternehmen, die ihre Produktion nicht erfolgreich automatisieren, tatsächlich abgehängt werden. Roboter sind nicht immer die passende Antwort, aber sie sind es in zunehmenden Maße, besonders im Zuge des technologischen Fortschritts, wie in der kollaborativen Robotik. Kosten werden reduziert und neue Anwendungen entwickelt.

ROBOTIK: Abgesehen von den Entwicklungen, von denen wir bereits sprachen: Welche sind für Sie die kommenden Mega-Themen im Bereich Robotik?

Burnstein: Es gibt zahlreiche aufregende Entwicklungen im Bereich lernende Maschinen, künstliche Intelligenz, Bildverarbeitung, Greifen oder Mobilität. Diese Entwicklungen werden es Robotern erlauben, Anwendungsfelder außerhalb der Fabrik in allen Bereichen unseres Lebens zu finden, inklusive unserer Häuser.

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Robotic Industries Association

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