Was muss passieren, dass ROS als Standard in der Industrie anerkannt wird?
Barth: Damit ROS sich zum breiten Standard entwickelt, müssen sich vor allem Anwender mit ROS beschäftigen und die Vorteile dieses Systems für sich entdecken. Auf der Seite der Steuerungshersteller ist der Druck noch nicht groß genug, vollständige ROS-Integrationen oder entsprechende Schnittstellen anbieten zu müssen. Dieser steigt jedoch – einerseits durch wachsendes Interesse der Anwender und andererseits durch neue Player am Markt. Auch wenn es sicherlich technisch nicht ganz korrekt ist, hat ROS das Pozential, das Android der Robotik zu werden. Es liegt jedoch an den Anwendern, ob man den Schritt in Richtung Open Source konsequent verfolgt oder doch noch an den klassischen proprietären Systemen festhält.
Dahl: Wie überall bedarf es bei der Entwicklung und Etablierung neuer Standards der normierenden Regelung durch politisch wie idealistisch beeinflusster Fachgremien. Am Ende ist eine solche Frage also eher philosophischer Natur. Über die politische Ebene hinaus beobachte ich allerdings schon heute eine sehr starke Durchsetzung von ROS im industriellen Umfeld. Viele Hersteller bieten für ihre Robotikprodukte eine ROS-Schnittstelle an. Ein weiterer beeindruckender Beleg für die bereits gute Durchdringung ist das autonome Fahren. Ohne ROS wäre es kaum denkbar. Die meisten heute am Markt verfügbaren fahrerlosen Transportsysteme für die industrielle Intralogistik sind aus gutem Grund ROS-basiert.
Dr. Schön: Als Open-Source-Plattform lebt ROS davon, Inhalte und auch konkreten Code zu teilen. Und darin liegt gleichzeitig eine Schwierigkeit, weil es vielen schwerfällt, ihr Wissen offen zu legen und damit auch dem Wettbewerb zugänglich zu machen. Hinzu kommt, dass jeder Pakete für ROS schreiben und veröffentlichen kann. Es ist also von großer Bedeutung, dass die veröffentlichten Pakete eine gewisse industrielle Qualität besitzen und auch regelmäßig auf Fehler getestet werden. (fiz)