Interview mit Sunil Raibagi, Vice President Strategy and Business Development

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie beeinflussen die aktuellen Megatrends die Entwicklung von Greifsystemen?

Raibagi: Der mannlose oder mannarme Betrieb von Produktionsanlagen im Dreischichtrhythmus mit verbesserter Verfügbarkeit ist der Haupttrend in jüngster Zeit. Und er macht aus der präventiven Instandhaltung die prädiktive Instandhaltung. Das bedeutet z.B., Sensoren zu entwickeln, die zur Funktionsüberwachung von Greifern Messdaten erfassen und diese zur Auswertung an Instandhaltungssysteme weiterleiten. Darüber hinaus muss auch die Kompatibilität mit übergelagerten MES-Systemen wie Dashboards oder Remote-Monitoren sichergestellt sein. Früher oder später werden auch Cobots überall sein; menschliche Maschinen und Roboter werden zusammenarbeiten. Dies bedeutet die Entwicklung von End-of-Arm-Tooling für Cobots. Wir haben bereits komplette MRK-Serien im Programm und arbeiten mit vielen namhaften Roboterherstellern zusammen. Was das angeht, kann ich nur sagen: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.

„In den nächsten drei bis vier Jahren werden 30 Prozent der verkauften Roboter MRK-Roboter sein.“ Sunil Raibagi, Zimmer Group

ROBOTIK UND PRODUKTION: Erstes Stichwort: menschliche Maschinen. Was halten Sie in diesem Marktsegment für realistisch machbar? Zweites Stichwort: Mensch/Roboter-Kollaboration. Wie wird sich dieses Marktsegment Ihrer Meinung nach entwickeln? Drittes Stichwort: MRK-Serien. Können Sie das präzisieren?

Raibagi: Humanoide Roboter wie der Asimo werden in naher Zukunft Realität und in Bereichen wie der Altenpflege oder einigen speziellen Anwendungen zu sehen sein. Auch MRK-Lösungen sind auf dem besten Weg. Jeden Tag kommen mehrere neue Akteure in die Märkte und hinter ihnen steckt eine riesige Forschung. In den nächsten drei bis vier Jahren, so eine Prognose, werden 30 Prozent der verkauften Roboter MRK-Roboter sein. Wir sehen großes Potenzial für die barrierefreie Interaktion zwischen Menschen und kollaborativen Robotern. Und auch hier hat Zimmer seine Hausaufgaben gemacht: Derzeit haben wir vier Greiferserien sowie verschiedene Varianten für MRK-Anwendungen im Programm, in Form von Standardgreifern und solche, die bereits eigens für Roboter von Kuka, Universal Robots und Yaskawa konfiguriert worden sind und über deren jeweilige Software programmiert werden.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Herr Raibagi, vielen Dank für das Interview. (mli)

Sunil Raibagi

Bild: Zimmer Group

Der diplomierte Elektroingenieur gründete 1985 gemeinsam mit anderen das Startup-Unternehmen Intelmac (später Inteltek Automation) und war bis 2004 deren CEO. Geschäftstätigkeit von Inteltek: Ausrüster asiatischer Automobilbauer mit Equipment für die Montageautomation, Händler von Antriebs- und Steuerungssystemen namhafter europäischer Hersteller – auch für die Gebäudeautomation. Zwischen 2004 und 2011 war Raibagi Director bei Baldor Electric, einem US-amerikanischen Unternehmen aus dem Bereich der Antriebstechnik, das mittlerweile zum ABB-Konzern gehört. Ebenfalls 2004 gründete Raibagi im Zuge eines Joint-Venture Güdel India und war bis Anfang dieses Jahres deren Geschäftsführender Gesellschafter und zugleich Manager der Business Unit Powertrain der Güdel Group. Die Güdel Group, mit Stammsitz in der Schweiz, ist bekanntermaßen ein Hersteller von Portal- und Linearrobotern für die Automatisierung von Handhabungsprozessen in der Automotive wie in der General Industry.

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Zimmer GmbH
www.zimmer-group.de

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