Transferlösungen in der Produktion von Haushaltsgeräten

Transferlösungen in der Produktion von Haushaltsgeräten

Alles im Fluss

Was für deutsche Restaurants und betuchte Familien Hausgeräte von Miele, Siemens oder Gaggenau sind, das sind für ihre Pendants in der Schweiz, China und den USA solche von V-Zug. Doch das Traditionsunternehmen setzt für einen reibungslosen Transport seiner Backöfen durch die einzelnen Montage- und Prüfstationen wiederum auf Made in Germany – in Form von Transfersystemen aus dem Hause Schnaithmann.

Bei seiner Backofenlinie setzt der Schweizer Haushaltsgerätehersteller V-Zug auf ein modulares Transfersystem, das sich flexibel anpassen und erweitern lässt. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Bei seiner Backofenlinie setzt der Schweizer Haushaltsgerätehersteller V-Zug auf ein modulares Transfersystem, das sich flexibel anpassen und erweitern lässt. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Die besten Partys beginnen und enden immer in der Küche. Diese Allerweltsweisheit könnte Pate gestanden haben, als 1913 in der Schweizer Gemeinde Zug eine Verzinkerei ihre Arbeit aufnahm, die z.B. Blechwaren für Haushalt und Handwerk hergestellt hat. Bald schon darauf begann das Unternehmen V-Zug auch mit der Produktion von Waschmaschinen. Den zunächst noch handbetriebenen Geräten folgten ab den 1950er Jahren Vollautomaten, Wäschetrockner und Geschirrspüler. Der Eintritt in die Entwicklung und Fertigung von Haushaltgeräten war vollzogen. Heute umfasst die Produktpalette auch Backöfen und Herde, Dampfgarer, Kochfelder, Mikrowellen, Kaffeeautomaten, Dunstabzugshauben sowie Kühl- und Gefriergeräte.

Zeitgleich mit der Umsetzung des Transfersystems von Schnaithmann wurde auch der Automatisierungsgrad innerhalb der Backofenmontage erhöht. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Zeitgleich mit der Umsetzung des Transfersystems von Schnaithmann wurde auch der Automatisierungsgrad innerhalb der Backofenmontage erhöht. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Auftragsbezogene Fertigung

Zugegeben: Die Geräte von V-Zug rangieren im hochpreisigen Premium- bzw. Luxussegment. In Puncto Funktionalität, Bedienbarkeit und Design treiben sie jedoch Profi- und engagierten Hobbyköchen die Freudentränen in die Augen. Durchschnittlich 80 bis 85 Prozent seines Jahresumsatzes (aktuell etwa 600 Mio.CHF) erwirtschaftet das Unternehmen in der Schweiz, den Rest überwiegend in Frankreich, Belgien, China und Nordamerika. Gefertigt wird das komplette Gerätesortiment bis auf wenige Schnellläufer auftragsbezogen. Das heißt, die Produktion variiert sehr stark. Jedes Haushaltsgerät soll spätestens zwei Tage nach Bestelleingang versendet werden. Für ein Ziel wie dieses hält man die Fertigungstiefe im eigenen Hause hoch. Aktuell entsteht am Standort Zug ein neues Presswerk mit hochmodernen Servo-Transferpressen, auf denen sämtliche Blechteile für das Haushaltsgerätesortiment gefertigt werden sollen. „Wir treiben diesen Aufwand ganz bewusst“, erklärt Roman Janser, Leiter der Montage im Segment Küche, „weil wir von Zulieferern weitestgehend unabhängig sein wollen. Zudem sind wir der einzige einheimische Haushaltsgerätehersteller, der seine Produkte ausschließlich in der Schweiz entwickelt und fertigt. Für uns ist ‚Swiss Made‘ also nicht nur ein Qualitätssiegel, sondern ein Werteversprechen.“

Auch für den Prüfbereich realisierte Schnaithmann das Transfersystem sowie einen Lift, der die Öfen aus der Montage in das Zwischengeschoss befördert (rechts). (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Auch für den Prüfbereich realisierte Schnaithmann das Transfersystem sowie einen Lift, der die Öfen aus der Montage in das Zwischengeschoss befördert (rechts). (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Anspruchsvolle Logistikkonzepte

Was das heißt, verdeutlicht z.B. folgende Zahl: Bis zu 600 Prüfprozesse muss jedes Haushaltsgerät von V-Zug während seiner Fertigung fehlerfrei durchlaufen bis es für den Versand freigegeben wird. Das kostet Zeit, ebenso wie der hohe Anteil manueller Montagearbeiten. Deshalb legt man im Unternehmen sehr großen Wert auf Fertigungs- und Logistikkonzepte, die möglichst hohe Produktivität garantieren ohne jedoch die Mitarbeiter zu überfordern. Solche Konzepte werden im Bereich Anlagenplanung entwickelt – in Eigenregie. Warum, begründet Projektleiter Paul Cathomas: „Wir arbeiten sehr eng mit unserer Entwicklungsabteilung zusammen und kennen dadurch schon sehr früh die technischen Spezifikationen und Features jedes neuen Gerätes. Außerdem kennen wir besser als jeder externe Planer die Abfolge der einzelnen Fertigungs- und Prüfschritte, ihre Feinheiten und den jeweiligen Zeitbedarf. Wir kennen die Räumlichkeiten, in denen die Anlage installiert werden soll. Und wir sind ständig präsent, können also bei konstruktiven Änderungen am Produkt ganz schnell unsere Anlagenplanung anpassen oder Montage- und Logistikprozesse optimieren, wenn es erforderlich ist.“ Bei der Planung aller Teile der Anlage, auf der ein Haushaltgerät gefertigt, geprüft und verpackt werden soll, können Cathomas und seine Mitarbeiter auf vielfältigstes Knowhow zurückgreifen, z.B. hinsichtlich des gezielten Einsatzes von Automatisierungs- und Robotertechnik bei monotonen oder schwierigen Arbeitsschritten, der ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen oder hinsichtlich Intralogistik und Kanbansteuerung. In diesen Planungsprozess sollen durchaus auch die Mitarbeiter aus der Fertigung und Montage ihre Erfahrungen einbringen. Im Zuge dessen werden zudem die Spezifikationen des benötigten Fertigungs- und Montageequipments definiert und wer es liefern soll. Die Anlage gemäß den detaillierten Vorgaben von V-Zug zu bauen, zu installieren und in Betrieb zu nehmen, ist in aller Regel Aufgabe eines Anlagenbauers als Generalauftragnehmer. Von den Montage- und Prüfanlagen erwartet das Schweizer Unternehmen hohe Verfügbarkeit, Ausfallsicherheit und Langlebigkeit. Auf jeder Anlage werden im Laufe ihres Lebens mehrere Gerätegenerationen gefertigt, was bei einem Relaunch lediglich produktspezifische Anpassungen erforderlich macht. Aber irgendwann hat sich selbst die beste Anlage technisch überlebt. Dann muss eine neue her.

Den Ansprüchen an moderne Fertigungskonzepte folgend, kommen bei V-Zug auch fahrerlose Transportsysteme zum Einsatz. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Den Ansprüchen an moderne Fertigungskonzepte folgend, kommen bei V-Zug auch fahrerlose Transportsysteme zum Einsatz. (Bild: TeDo Verlag GmbH)

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www.schnaithmann.de

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