Expertengespräch 7. Achse

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Applikationen sind denn typisch für den Einsatz einer 7. Achse?

Detlev Dahl, Dahl Automation: Meistens geht es bei Robotern auf Linearachsen um Applikationen mit langen Zykluszeiten. Ein gutes Beispiel ist das Be- oder Entladen von Maschinen. Hier lassen sich mit einer ausreichend langen 7. Achse und einem Roboter oft zwei Maschinen parallel versorgen, was sich natürlich positiv auf die Kosten auswirkt.

Schmid: Ein weiterer typischer Bereich ist die Qualitätssicherung, z.B. in einer Automobilfertigungsstraße. Da kommen dem Anwender lange Achsen wie gerufen, damit der Roboter bei der Spaltmaßmessung parallel zur Karosserie fahren kann. Aber es werden in nächster Zeit noch viele weitere neue Anwendungsfälle dazukommen, speziell im Mittelstand. Deswegen ist die Kombination von Rollon-Achsen und UR-Kinematiken so interessant.

 (Bild: Rollon GmbH)

(Bild: Rollon GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Dahl, Sie sind seit 30 Jahren im Maschinen- und Anlagenbau tätig. Gibt es wirklich eine neue Herangehensweise, um Prozesse zu automatisieren?

Dahl: Ja, der Markt hat sich geändert. Viele Anwender aus dem Mittelstand, die automatisieren wollen, bringen weder ein Millionenbudget mit noch eine Schar an Spezialisten. Sie fordern stattdessen bezahlbare Automatisierungslösungen, die sie beherrschen und selbst anpassen können – anstatt bei jeder Änderung gleich den Integrator zu rufen. Das betrifft die Robotik genauso wie die Lineartechnik. Lösungen mit 7. Achse werden aber auch immer interessanter, weil die Roboter leichter geworden sind. Der schwerste UR-Roboter wiegt 28kg. Er lässt sich natürlich viel einfacher und flexibler auf einer Verfahrachse einsetzen als ein klassischer Sechsachser mit 200kg oder mehr.

Schmid: Der Ansatz unserer kompakten Roboter zahlt sich besonders in bereits bestehenden Produktionsumgebungen aus. Denn bei einem Greenfield-Projekt spielen Gewicht und Bauraum deutlich geringere Rollen als bei der Modernisierung von gewachsenen Fertigungsstrukturen. Dort ist für eine klassische Roboterzelle oft schlichtweg nicht genug Platz. Die Leichtbaurobotik bietet also nicht nur Flexibilität, sondern ist auch ein Schlüssel für kompakte Anlagen, wie sie im KMU-Bereich vielfach benötigt werden.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Standardlösungen in bestehende Strukturen einzubinden ist meist nicht ohne Weiteres möglich. Womit wir wieder beim Punkt der spezifisch aufgebauten Systeme wären.

Schmid: Deswegen arbeiten wir zusammen und kombinieren die jeweiligen Stärken. Wie das dann konkret ablaufen kann, lässt sich gut an einem kürzlich realisierten Projekt darstellen: Auf einer Fachmesse kamen Universal Robots und Rollon erstmals zusammen. Es ging um die Umsetzung eines bei Dahl Automation vorliegenden Auftrags. Beide Unternehmen haben umgehend zu den Anforderungsparametern passende Produkte vorgeschlagen und die entsprechenden Leistungsparameter und Grenzwerte spezifiziert. Weil die Zusammenarbeit so gut geklappt hat, konnte Dahl Automation das Projekt außergewöhnlich schnell umsetzen. Letztendlich waren es nur drei Wochen von der Anfrage auf der Messe bis zur Lieferung der Achse.

Dahl: Eine solche Lieferzeit ist nur möglich, wenn alle beteiligten Partner die gleiche Sprache sprechen und ihre Erfahrungen in den Kernbereichen einbringen.

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Rollon GmbH
www.rollon.com

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