Automatisierte Prozesse in der Intralogistik

Automatisierte Prozesse in der Intralogistik

Sicher durch den Dschungel der Automation

Durch den Einfluss der Digitalisierung überdenken viele Industrieunternehmen ihre Geschäftsmodelle und Fertigungsprozesse. Damit einher geht die Umstrukturierung der Intralogistik und der Lager: Flexibler sollen sie sein, effizienter und nach Möglichkeit automatisiert. Doch oft sind noch einige Fragen offen, z.B. nach der Wirtschaftlichkeit oder der Zuverlässigkeit. Der größte Punkt für viele Anwender lautet allerdings: Wo fängt man am besten an?

Die meisten Intralogistikprozesse lassen sich automatisieren, doch viele Anwender sind unsicher welche Schritte sie dabei als erstes gehen sollen. (Bild: Still GmbH)

Die Digitalisierung ist in der Industrie längst nicht mehr nur Schlagwort, sondern Kernbestandteil für moderne und wettbewerbsfähige Lösungen. „Automatisierung und Digitalisierung sind die neue Realität“, betont Noe van Bergen, Head of Automated Solutions bei Still. „Die gute Nachricht ist: Es gibt nicht nur neue Anforderungen, sondern auch die passende Technik und entsprechende Lösungen. Trotzdem ist der Weg dahin nicht ganz einfach. Es gibt verschiedene Hindernisse zu überwinden und Herausforderungen zu stemmen.“

Still hat im Rahmen einer hauseigenen Studie bei 150 seiner Kunden nachgehakt: Wie stark sollen staplerbasierte Logistikprozesse modernisiert werden? Rund 7 Prozent der befragten Firmen wollen ihr Lager in den nächsten fünf Jahren vollständig automatisieren. Für 50 Prozent der Kunden lautet das Ziel bis dahin: Die Hälfte der Transport- und Versorgungsprozesse automatisch lösen, um Verfügbarkeit, Effizienz und Sicherheit zu steigern. Der Status quo sieht hingegen noch ganz anders aus. Die Mehrheit der Anwender wickelt die meisten Transporte nach wie vor manuell ab. „Der Weg ist also noch ganz schön weit“, sagt van Bergen.

Hürden und Herausforderungen

Doch warum agiert der Markt noch so vorsichtig? Marina Hein, Senior Director Advanced Applications bei Still, erklärt: „Die Hürden finden sich vor allem in vier Fragestellungen: Ist der Prozess überhaupt geeignet, um ihn zu automatisieren? Ist die dafür nötige Technik verfügbar und auch verlässlich? Ist das Projekt wirtschaftlich umzusetzen? Und: Welche Schritte sollte man als erstes gehen? Für diese Fragen hat Still eine Reihe anwendungsspezifischer Antworten vorbereitet, um Kunden Starthilfe in Richtung Automatisierung zu geben. Wie vielseitig das iGo-Automatisierungsspektrum von Still ist, verdeutlichen die folgenden Beispiele:

  • • Ein automatisierter Routenzug kann die Produktion eigenständig versorgen. Das bedeutet, das Fahrzeug manövriert nicht nur selbstständig durch die Produktion, sondern übergibt auch seine Ladung automatisiert an den jeweiligen Stationen in der Produktionslinie. Leere Behälter werden ebenso wieder eingesammelt und zurück ins Lager gebracht.

Bild: Still GmbH

  • • Automatisierte Schubmaststapler können heute schon komplett automatisiert das automatische Paletten-Handling in Regal- und Blocklagern übernehmen. Selbst die mannlose Ein- und Auslagerung von Waren im Durchgangslager lässt sich so umsetzen.

Bild: Still GmbH

  • • Automatisierte Schmalgangstapler bewegen sich ebenfalls vollkommen selbstständig in den zugewiesenen Gassen und lagern dort Waren ein und aus. Über entsprechende Schnittstellen kann auch die Übergabe von Paletten an nachfolgende Systeme automatisch erfolgen.

Bild: Still GmbH

  • • Dafür bieten sich selbstständig fahrende Hochhubwagen an. Sie übernehmen das weitere Handling der Paletten, bringen diese zum Warenausgang oder versorgen direkt die Produktion. Das Stapeln von Paletten aufeinander lässt sich auf diese Weise ebenfalls lösen.

Bild: Still GmbH

  • •  Unterfahr-Fahrzeuge fahren direkt unter die Ladungsträger und nehmen über den integrierten Hebemechanismus Traglasten bis zu 1,5t auf. Die Manövrierfähigkeit ist groß, der Platzbedarf gering. Schließlich beschränken sich ihre Dimensionen auf die Größe des Ladungsträgers.

Bild: Still GmbH

  • • Die neueste Generation von Kommissionierfahrzeugen bietet eine spannende Möglichkeit im Bereich des autonomen Fahrens. Entsprechend ausgerüstet unterstützen sie manuelle Pick-Prozesse und begleiten den Bediener auf Schritt und Tritt durch die Lagergassen.

Bild: Still GmbH

Voraussetzungen und Technologien

Doch auch wenn die technischen Lösungen verfügbar sind, gibt es stets Beratungsbedarf im Vorfeld. Schließlich ist jede Anwendung unterschiedlich und bringt unterschiedliche Anforderungen mit sich: Traglasten, Ladungsträger, Umgebungsbedingungen, Platzbedarf, Laufzeit oder Flottengröße. „Auf all diese Faktoren muss die Lösung abgestimmt sein“, so Hein. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei natürlich die Wirtschaftlichkeit. Der Return of Invest lasse sich umso schneller erreichen, je mehr das automatisierte System im Einsatz ist. „Gerade der Mehrschichtbetrieb zahlt sich hier im wahrsten Sinne des Wortes aus.“ Auch die Flottengröße spielt eine Rolle. Je größer die Flotte, desto schneller rechnet sich die Automatisierung, weil sich Initialkosten wie eine zentrale Leitsteuerung auf alle Einheiten skalieren lassen.

Fahrerlose Transportsysteme gibt es schon viele Jahre bzw. Jahrzehnte. „Doch in den letzten Jahren hat sich die Technik rasant weiterentwickelt“, fährt van Bergen fort. „Gerade weil sich in diesem Bereich über die letzten Jahre eine Vielzahl von Startups mit neuen Ideen und Ansätzen eingebracht hat.“ Auch der zunehmende Bedarf an Flexibilität in der Fabrik trägt einen signifikanten Teil dazu bei. So etablieren sich moderne Technologien wie Slam-Navigation oder Lithion-Ionen-Akkus aktuell sehr schnell. „Dennoch sind sie nicht immer die beste Lösung“, so van Bergen. „Es ist wichtig, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, und sich auf die wesentlichen Anforderungen und die Wirtschaftlichkeit zu konzentrieren.“ Um die passende Lösung zu finden und umzusetzen, bietet sich Still als Partner über den gesamten Entwicklungsprozess und die Umsetzung an.

Partnerschaftlich zur Lösung

„Auch wenn alle Aspekte für Automatisierung sprechen, sind unsere Kunden oft unsicher, welche die für sie richtigen ersten Schritte auf diesem Weg sind“, sagt Marina Hein. “ An dieser Stelle bieten wir Unterstützung an und bringen unsere Erfahrungen ein.“ Am Anfang stehe immer der jeweilige Bedarf des Kunden. Gibt es konkrete Vorstellungen? Gibt es priorisierte Prozesse? Oder gibt es nur den allgemeinen Wunsch, stärker zu automatisieren? Um diese Fragen kümmern sich bei Still ausgebildete Berater, im Zweifel direkt vor Ort beim Kunden. Gemeinsam werden dann geeignete Ansatzpunkte und Prozesse definiert. „Wir raten dringend davon ab, mit einem sehr komplexen Prozess zu starten“, unterstreicht Hein. Die Lernphase sei ganz wichtig. „Selbst Großunternehmen und Automobilhersteller haben bei der Automatisierung ihrer Logistik klein angefangen; mit einzelnen Projekten.“ Mit den dabei gesammelten Erfahrungen sei es später viel einfacher die Automatisierung auf andere Prozesse oder die komplette Logistik auszuweiten.

Im Rahmen der Ideenfindung erstellt der Logistikberater mit dem Kunden ein Grobkonzept, dass daraufhin zusammen mit einem Vertriebsingenieur von Still weiter verfeinert und abgestimmt wird. Auf diese Weise entsteht ein sehr detailliertes Automatisierungskonzept. Soll das dann umgesetzt werden, stellt Still dem Kunden einen so genannten Operations Manager zur Seite. Er ist dafür verantwortlich, dass die automatisierten Prozesse wie geplant realisiert werden und die Automatisierungslösung sicher und pünktlich in Betrieb geht. Alles weitere übernehmen anschließend auf Wunsch die Servicetechniker von Still. „Wenn Sie sich für ein FTS von Still entscheiden, dann bekommen sie nicht nur das Fahrzeug von uns, sondern in Summe ein komplett funktionierendes System“, verspricht Hein abschließend. (mby)

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