EDITORIAL ROBOTIK UND PRODUKTION 1/2021: KI + Software = Vernetzung

EDITORIAL ROBOTIK UND PRODUKTION 1/2021: KI + Software = Vernetzung

Das große Zukunftsziel der Automatisierungsbranche ist die digitale Vernetzung der gesamten Produktion. Hierfür sind künstliche Intelligenz und Software Grundvoraussetzungen. Doch müssen einige Ansätze erst noch von der Theorie in die Praxis überführt werden.

Frauke Itzerott, Redakteurin, ROBOTIK UND PRODUKTION (Bild: TeDo Verlag GmbH)

An der University of Warwick im englischen Coventry haben Prof. Giovanni Montana und Dr. Henry Charlesworth neue KI-Algorithmen für die Dexterous Hand von Shadow Robot entwickelt. Sie sollen der anthropomorphen Roboterhand ein Gehirn verleihen, damit sie lernt, ihre Finger wie die eines Menschen zu koordinieren. Sie soll Gegenstände greifen, Hände schütteln oder – noch komplexer – einen Ball fangen oder einen Stift in der Hand drehen. Eine verlockende Vorstellung, diese Hände mit menschlichem Feingefühl und Präzision auch in der Industrie einzusetzen. Doch weder anthropomorphe Greifer noch selbstlernende KI-Algorithmen sind in dieser Form bereits einsatzbereit und bleiben vorerst Zukunftsmusik. Wo Machine Learning allerdings bereits vielfach angewendet wird, ist der Bereich Robot Vision. Diesen Trend beleuchten wir ausführlich in unserem regelmäßig wiederkehrenden Themenschwerpunkt (diesmal ab S. 52).

Darüber hinaus kommt die Branche derzeit an einem weiteren digitalen Trend nicht vorbei: dem softwaregetriebenen Robotereinsatz. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich allerdings ein Paradox. Der softwaregetriebene Robotereinsatz will Möglichkeiten bieten, das Programmieren und Bedienen von Industrierobotern zu vereinfachen. Der gesamte Anwendungszyklus, also Planen, Programmieren, Inbetriebnehmen und Instandhalten, soll flexibel, schnell und zum Teil automatisch per Software abgewickelt werden. Zahlreiche Tools versprechen dem Anwender heute eine absolut einfache Bedienung von Robotern. Doch was an der Vorderseite so simpel und easy-to-use daher kommt, ist im Hintergrund hoch komplex. Während in der Produktion keine Spezialisten für Programmiersprachen und Bahnplanung mehr gebraucht werden, ist die Arbeit an Algorithmen und Softwareprogrammen nur von hoch spezialisierten Fachkräften zu leisten. Und doch bietet der flächendeckende Einsatz solcher Software vielversprechende Möglichkeiten für das große Zukunftsthema: die Vernetzung.

Apropos Vernetzung: Wie die bei der Produktion mit Robotern anfallenden Datenmengen rechtlich geschützt werden können, damit befasst sich unsere seit Jahren regelmäßig erscheinende Kolumne Robotik, Recht, Risiko (S. 23), verfasst von Anwälten der Kanzlei Noerr in München. Wer sich übrigens über die Dexterous Hand hinaus für die neusten Produkte, Lösungen und Entwicklungen im Bereich roboterbasiertes Greifen interessiert, dem sei der Schwerpunkt Greifsysteme (ab S. 24) empfohlen. Hier findet sich auch eine ausführliche Marktübersicht.

Ich wünsche eine spannende Lektüre

 

Frauke Itzerott
fitzerott@robotik-produktion.de

Tedo Verlag GmbH
robotik-produktion.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Igus GmbH
Bild: Igus GmbH
Auf dem Weg zum Leuchtturm

Auf dem Weg zum Leuchtturm

Die Idee, ein Fahrerloses Transportsystem mit einem Leichtbauroboter zu kombinieren, ist beileibe nicht neu. Entsprechende Lösungen werden auch bereits als marktreif vorgestellt. Neu ist hingegen, das Ganze auf Lowcost-Level umzusetzen. Diesen Plan hegt Igus – und wieder einmal sind dessen Dimensionen ziemlich groß, wie der Robotik-Verantwortliche, Alexander Mühlens, im Gespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION verrät.

Bild: Igus GmbH
Bild: Igus GmbH
Machine Planner von RBTX: Kostengünstige Roboterlösungen in wenigen Minuten zusammenstellen

Machine Planner von RBTX: Kostengünstige Roboterlösungen in wenigen Minuten zusammenstellen

Getrieben durch Arbeitskräftemangel und steigenden Wettbewerbsdruck sind auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) am Thema Automation interessiert. Doch häufig steht die Frage im Raum: Wo fange ich überhaupt an? Die Investitionskosten scheinen hoch und die Integration komplex. Hier soll der Machine Planner auf dem Robotikmarktplatz RBTX Abhilfe schaffen.

Bild: Fraunhofer-Institut IFAM
Bild: Fraunhofer-Institut IFAM
Positioniergenauigkeit egal

Positioniergenauigkeit egal

Für die Qualitätskontrolle von additiv gefertigten (3D-gedruckten) Metallbauteilen hat das Fraunhofer IFAM eine Messstation entwickelt, die aus einem Leichtbauroboter, einem Inline-Sensor (Streulicht) und einem 3D-Sensor (3D-Flächenscanner) besteht. Mithilfe des 3D-Sensors ließ sich erfolgreich die Position der Bauteile bestimmen, woraufhin der Roboterpfad an Verschiebungen und Drehungen angepasst werden konnte. Anschließend konnte mit dem Inline-Sensor dann positionsunabhängig die Rauheit als Qualitätsmerkmal der Bauteile bestimmt werden.