Massenproduktion kosteneffizient individualisieren

 

Interview mit Markus Sandhöfner und Robert Kickinger

„Die nächste Evolutionsstufe linearer Transportlösungen“

Mit dem SuperTrak-System hat B&R eine moderne und leistungsstarke Lineartransportlösung im Programm, die bereits vielfach in industriellen Applikationen zum Einsatz kommt. Auf dem linearen Ansatz aufsetzend will das Unternehmen pünktlich zur SPS IPC Drives eine neue Produktgeneration vorstellen – laut Hersteller mit revolutionären Eigenschaften. Details werden im Vorfeld der Messe noch nicht verraten, doch im Gespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION lassen Markus Sandhöfner, Geschäftsführer B&R Deutschland, und Robert Kickinger, Manager Mechatronic Technologies, durchblicken: Da kommt etwas Großes auf den Markt.

ROBOTIK UND PRODUKTION:  Warum braucht es überhaupt ein neues Transportsystem, Herr Kickinger?

Robert Kickinger: Wir sehen heute ganz klar, wie sich das Konsumentenverhalten hin zu individuellen Gütern verändert. Dieser Entwicklung muss sich die produzierende Industrie mithilfe neuer Technologien bzw. der Digitalisierung stellen. Und an dieser Stelle kommt unser neues System ins Spiel: Damit können wir einen großen Beitrag dazu leisten, die individualisierte Massenproduktion wirtschaftlich umsetzbar zu machen. Getreu unserem Claim „Enabling the adaptive Machine“ müssen die Maschinen- und Anlagenbauer dann eigentlich nur noch zugreifen, um in der Fertigung eine höhere Wertschöpfung zu generieren.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Anforderungen sind es denn nun genau, der sich die adaptive Maschine stellen muss?

Markus Sandhöfner: Um kundenindividuelle Bestellungen gemäß den Ansprüchen und Prozessen hochvolumiger Konsumgüter herstellen zu können, müssen sich Produktströme in der Fertigung zusammenführen und trennen lassen – in Echtzeit. Mit unserem neuen System werden auf der Transportstrecke flexible Verzweigungen möglich. Dieses entscheidende Alleinstellungsmerkmal hebt das neue System auf die nächste Evolutionsstufe von linearen Transportlösungen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Vorteile bringt das dem Anwender genau?

Sandhöfner: Im Sinne individueller Bestellungen kann er unterschiedliche Produkte vereinzeln oder gruppieren. Das neue System ermöglicht aber auch komplett neue Anlagenstrukturen und damit verbunden eine signifikante Erhöhung von Durchsatz oder Verfügbarkeit. Prozessstationen mit längeren Taktzeiten können z.B. parallel angeordnet werden, anstatt wie bisher üblich seriell. Zudem lassen sich unkompliziert skalierbare Anlagenstrukturen konzipieren, denn das Antriebssystem ist jederzeit flexibel erweiter- oder umrüstbar.

Kickinger: Es tun sich in der Tat ganz neue Möglichkeiten auf und deshalb sagen wir selbstbewusst: Hier kommt der Antrieb für die Digitalisierung – nicht nur in Form von Algorithmen, sondern konkret in Hardware gegossen. So wird der abstrakte Begriff Digitalisierung im wahrsten Sinne des Wortes für den Maschinenbauer begreifbar.

„Maschinen- und Anlagenbauer sind nicht an bisherige Strukturen gebunden, sondern können Prozesse von Grund auf neu aufsetzen.“ Markus Sandhöfer, B&R (Bild: B&R Industrie-Elektronik GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION:  So weit die Theorie.

Sandhöfner: Nicht nur Theorie – es gibt durchaus bereits Praxiserfahrung. Denn wir haben mit Pilotanwendern bereits verschiedene Anlagen realisiert, in denen sich das System bewährt hat.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Richten Sie sich dabei an bestimmte Anwendungen und Branchen?

Kickinger: Nein, hier gibt es keine Einschränkungen. Das neue System passt überall dort, wo viele Teile in kurzer Zeit transportiert werden müssen. Bereiche mit hohem Potenzial sind neben Handling und Montageautomation auch Verpackungstechnik oder die Konsumgüterindustrie. Selbst die speziellen Anforderungen in der Lebensmittel- und Getränkebranche oder Reinraum-Umgebungen werden erfüllt. So sind die unterschiedlichsten Anwendungen vorstellbar und dem System keine Grenzen gesetzt – es kommt allein auf die Fantasie der Maschinenbauer an.

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B&R Industrie-Elektronik GmbH
www.br-automation.com

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