Interview mit Georg Heppner (FZI) zum Gewinn der European Robotics Challenge

ROBOTIK UND PRODUKTION: Also ging es mehr um Genauigkeit als um Schnelligkeit?

Heppner: Geschwindigkeit ist in der Industrie natürlich immer ein wichtiger Faktor. Tatsächlich konnten wir in unseren Taktzeiten nicht mit den Werkern mithalten, dennoch hat Opel erkannt, was machbar ist und das man diese Technik prinzipiell in Bereichen mit längeren Taktzeiten einsetzen kann. Gerade das intuitive Programmieren mit CAD-2-Path ist nach der Präsentation im Werk auf Begeisterung gestoßen, insbesondere bei Klebe- oder Sprühvorgängen wurden signifikante Einsparmöglichkeiten gesehen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Zum Thema Robotersteuerung: Für wie realistisch halten Sie das Ziel, das ja viele Anbieter verfolgen, dass ein Nutzer ohne technischen Hintergrund einen Roboter programmieren kann?

Heppner: Ich halte es für nicht ganz realistisch, dass ein komplett untrainierter Laie per Plug&Play sofort einen Roboter in Betrieb nimmt. Aber mit einer gewissen Grundkenntnis oder kurzem Training mit sehr intuitiven Tools kann man jemanden in die Lage versetzen, in sehr kurzer Zeit einen Roboter für seinen Anwendungszweck zu verwenden. Wenn man ein einfaches und universelles System einsetzt, passiert das immer auf Kosten der Effektivität. Das heißt, wenn ich die letzten fünf Prozent aus meiner Anwendung rausholen will, dann werde ich das vermutlich nicht mit einfach programmierbaren Maßnahmen erreichen. Wenn ich eine hochspezialisierte Anlage haben möchte, bei der es auf die letzte Millisekunde im Takt ankommt, dann ist der Spezialist unumgänglich. Viele Anwender benötigen aber einen flexiblen Roboter, der an verschiedene Situationen angepasst werden kann. Gerade bei KMUs, bei denen es keine Fertigungslinie gibt, sondern die eine wechselnde Produktion haben. Das ist auch das, was wir bei Euroc zeigen wollten: Wandelbarkeit und die Fähigkeit, flexibel auf Änderungen zu reagieren.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Jetzt, nach dem Gewinn der Challenge, in welche Richtung wird Ihr nächstes Projekt gehen?

Heppner: Wir würden im Bereich Robotersteuerung und gerade im Hinblick auf MRK gerne in die Richtung gehen, dass Roboter in der Lage sind, zu antizipieren was der Mensch möchte. Zusätzlich wollen wir ROS-Industrial zusammen mit der Community weiter entwickeln und verbreiten. Zentral ist hier das Thema Wiederverwendbarkeit und dass man durch den Einsatz von intuitiver Robotersteuerung nicht nur teure Speziallösungen ersetzen, sondern sogar Anwendungen realisieren kann, die als nicht automatisierbar gelten. (bfi)

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