ROBOTIK UND PRODUKTION: Ich erinnere mich da an einen Stiftgreifer, den Schunk Mitte der Neunzigerjahre entwickelt hatte, für den es aber – zumindest damals – keinen Markt gab.
Steinmann: Ja, manchmal sind wir der Zeit ein Stück voraus. Die Technologie dieses Greifers ist jedoch nach wie vor hochspannend und unter dem von Kunden ebenfalls oft angefragten Aspekt des multiflexiblen Greifens heute aktueller denn je.
ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Trends zeichnen sich noch ab?
Steinmann: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen fragen nach flexiblen, den jeweiligen Aufgaben angepassten Automatisierungslösungen mit hoher Investitionssicherheit und einem überschaubaren ROI. Das ist verständlich, denn der Automatisierungsbedarf in KMUs sieht ganz anders aus als der in großen Unternehmen mit Großserienfertigung, von branchenspezifisch unterschiedlichen Anforderungen ganz zu schweigen. Auch sehen wir großes Potenzial in der 24V-Technologie für die Montageautomation. Neben Pneumatiknetzen und Netzen unterhalb von 400V wird diese Technik aus unserer Sicht zu einer dritten starken Säule in der Montageautomation heranwachsen. Die Vorteile von Anlagen mit 24V-Technologie sind Flexibilität, Produktivität und Effizienz. Zusätzlich reduzieren sich der Inbetriebnahmeaufwand und der Geräuschpegel. In der Dimension und Vielfalt wie Schunk bietet hier sonst kein Unternehmen solche Möglichkeiten. Insgesamt bieten wir unseren Kunden über 300 mechatronische Standardkomponenten.
ROBOTIK UND PRODUKTION: Muss man sich diese angepassten Automatisierungslösungen, von denen Sie sprachen, wie eine Wiederbelebung von Lean Automation vorstellen?
Steinmann: Ja und nein. Solche angepassten Automatisierungslösungen zeichnen sich durch reduzierte Komplexität aber hohe Flexibilität aus. Und für das ebenfalls erwartete Plug&Work braucht es Standardlösungen, die schnell verfügbar und einfach zu bedienen und zu handhaben sind. Nicht zuletzt ist die Skalierbarkeit ein großes Thema. Sprich: Wie lässt sich ein Handarbeitsplatz in der Montage den jeweils aktuellen Produktionsanforderungen entsprechend automatisieren, beispielsweise zunächst mit einem Assistenzroboter, später vielleicht in Form einer vollautomatisierten Montagezelle – eventuell auch mehreren – und wie lässt sich diese Fertigungslösung gegebenenfalls wieder zurückbauen; investitionsschonend selbstverständlich.