Eine Kinematik macht ja noch keinen Baukasten. Welche Bestandteile umfasst Ihr neues Robotikangebot außerdem?
Pilz: Unser Baukasten ist sehr umfangreich. Das Spektrum der Komponenten beginnt bei Kinematik und Antriebstechnik, geht über 2D- und 3D-Sensorik und Bedieneinheiten und reicht bis hin zu eigenentwickelter Programmiersoftware sowie den passenden Steuerungsmodulen. Schon vor Jahren haben wir gezeigt, dass man eine Kinematik wunderbar mit unseren Motion Control Steuerungssystemen und dem Automatisierungssystem PSS 4000 ansteuern kann. Unser Konzept geht aber über Hard- und Software noch hinaus. So zählen auch unsere Consulting- oder Zertifizierungs-Dienstleistungen im Bereich Robotik zu den Modulen des neuen Baukastens. Selbst das Kollisionsmess-Set von Pilz für MRK-Anwendungen spielt hier mit hinein. Unser Anspruch ist, dass sich der Anwender mit all diesen Bauteilen eine Roboterlösung exakt nach seinen individuellen Anforderungen zusammenstellen kann.
Das klingt ja wirklich allumfassend. Wie können Sie ein solches Spektrum als mittelständisches Familienunternehmen erfolgreich stemmen?
Pilz: Wir haben uns neben der Kinematik bewusst auf das konzentriert, was wir gut können: Sicherheitstechnik, Automatisierung, Sensorik. Allein in diesen Disziplinen ist die Zahl der passfähigen Module aus dem Pilz-Portfolio ungemein groß. Für weitere technologische Ergänzungen des Baukastens – wie Greifer oder Kameras – wollen wir mit Lieferanten und Partnern zusammenarbeiten.
Soll sich Pilz dann mittelfristig in der Riege der Roboteranbieter einreihen?
Pilz: Nein, wir sagen ganz bewusst: Wir sind kein klassischer Roboterhersteller. Der eigentliche Hersteller ist derjenige, der einen Roboter aus den Modulen unseres Baukastens zusammensetzt. Wir sind Anbieter von modularen Bausteinen für moderne Roboteranwendungen. Im Fokus steht dabei die Servicerobotik und Traglasten bis 6kg. Wobei die Bezeichnung Servicerobotik industrielle Einsätze ganz und gar nicht ausschließt. Es mag sein, dass der Begriff bisher eher abseits der Fertigung zu finden ist, weil Service- und Industrierobotik aus Sicht der Normung historisch nicht vereinbar waren. Das sehen wir aber etwas anders. Denn der technologische Wandel lässt sich von Normungsvorgaben nicht aufhalten. Auch wenn es sicherlich noch einige Zeit dauert, bis in der Normung ein gangbarer Kompromiss gefunden wird, sagen wir heute bereits guten Gewissens: Unsere Lösungen für die Servicerobotik sind überall einsetzbar, vollkommen unabhängig vom Marktsegment. In der Industrie genauso wie außerhalb. Darüber hinaus ist der Baukasten nicht auf unsere Kinematik oder MRK-Einsätze beschränkt. Auch klassische Sechsachsmanipulatoren lassen sich mit unseren Modulen ausrüsten und absichern – ganz unabhängig von deren Traglast und Einsatzbereich.