Selbstlernender humanoider Assistenzroboter

Künstliche Assistenz

Die Karlsruher Wissenschaftler um Prof. Tamim Asfour konzipierten Armar-6 bewusst als Assistenzroboter, der direkt mit Menschen zusammenarbeitet. Zu diesem Zweck ist er mit 3D-Kameras ausgestattet, mit denen er seine Umgebung wahrnehmen und Menschen erkennen kann. Lasersensoren in seiner mobilen Plattform ermöglichen ihm, sich kollisionsfrei zu bewegen. Durch hochpräziser Drehmomentsensoren in allen Armgelenken setzt er seine Kraft dabei so feinfühlig und sicher ein, dass er gefahrlos mit Menschen zusammenarbeiten kann. Mit dem ausfahrbaren Torso kann der Seviceroboter seine Größe um 40cm auf über 240cm erhöhen und selbst mit ausgestrecktem Arm ein Gewicht von über 10kg anheben. Armar-6 lernt seine Bewegungsfertigkeiten durch Beobachten des Menschen und verbessert sie durch wiederholtes Ausführen. Autonom kann er in Abhängigkeit der nächsten Aktion, die auf einem Objekt oder mit einem Werkzeug auszuführen ist, entscheiden wie dieses zu greifen ist. Durch das Erkunden seiner Umgebung kann er außerdem Zusammenhänge zwischen seinen Aktionen und der wahrgenommenen Welt erlernen. Hierzu beherrscht er verschiedene Lernverfahren, vom rein explorativen Lernen bis hin zu teaching oder coaching durch den Menschen. Mit seinem menschlichen Partner kommuniziert er über natürliche Sprache. Vier Computer im Roboter stellen die notwendige Rechenleistung für die Algorithmen der Regelung, der Bildverarbeitung, der Interaktion sowie für die Methoden des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz bereit. Die Software-Architektur ist in ArmarX realisiert, der am KIT eigens entworfenen Entwicklungsplattform. Um den Entwicklungsprozess zu unterstützen, stellt die Plattform eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung, wie eine grafische Benutzeroberflächen sowie Anwendungen für die Fernwartung und Zustandsüberwachung. Ein großer Akku ermöglicht den kabellosen und völlig autonomen Betrieb. Alle Gelenkantriebe in den Armen bestehen aus eigens entwickelten, robusten und gekapselten Einheiten, die Elektromotor, Getriebe, Sensoren, Elektronik und Regelung enthalten. Schleifringe erlauben eine kontinuierliche Rotation der Gelenke. Unterschiedliche Regelungen ermöglichen die Ausführung von präzisen und kraftgeregelten Bewegungen. Seine ersten Arbeitseinsatz hat der Roboter bereits hinter sich: als Servicetechniker im automatisierten Lagerhaus des britischen Onlineshops Ocado. Denn die sechste Generation der Roboterfamilie ist Teil des 7Mio.-Euro-Projektes SecondHands, das von der Europäischen Union gefördert wird und die Automatisierung in neuen Arbeitsbereichen erforschen soll.

(Bild: Karlsruher Institut für Technologie)

(Bild: Karlsruher Institut für Technologie)

Roboter mit Geschichte

Die erste Armar-Generation (Armar I und Armar II) entwickelte der Karlsruher Forscher bereits in den Jahren 2000 und 2002 im Zuge seines Promotionsvorhabens. Beide Roboter stehen heute im Deutschen Museum in München. Die Zwillingsroboter Armar-IIIa und IIIb folgten ab 2006 und werden noch heute am KIT zur Forschungszwecken und zur Evaluation neuer Ansätze und Methoden der autonomen Robotik und künstlichen Intelligenz eingesetzt. Während Armar-III sich auf Rollen fortbewegt, war Armar-4 als erster zweibeiniger humanoider Roboter im Jahr 2012 mechatronisch fertiggestellt. Im Mittelpunkt standen hier Forschungsfragen der Stabilisierung, die Prädiktion und Prävention von Stürzen sowie die autonome Erkennung von Interaktionsmöglichkeiten in unbekannten Umgebungen. Doch auch Armar-6 stellt laut Asfour noch lange nicht den Endpunkt der Entwicklung dar: „Unsere Vision ist es, Ganzkörper-Roboteranzüge zu realisieren, sogenannte Exoskelette, die motorische Fähigkeiten des Menschen augmentieren, beziehungsweise motorische Limitationen kompensieren.”

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Karlsruher Institut für Technologie
www.uni-karlsruhe.de

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