Intelligenter Flächengreifer verringert Verletzungsrisiko

Intelligenter Flächengreifer verringert Verletzungsrisiko

Ohne Ecken und Kanten

Laut dem Institut für angewandte Arbeitswissenschaft wurde für das Jahr 2016 prognostiziert, dass die Zahl der eingesetzten Roboter, die Hand in Hand mit dem Menschen zusammenarbeiten, weltweit um circa 95.000 steigt. Spezielle Flächengreifer für Roboter mit niedriger Nutzlast sowie für kollaborierende Roboter erleichtern dabei die Zuführung von Werkstücken an den Montageplatz. Um den hohen Anforderungen der Mensch/Roboter-Kollaboration (MRK) gerecht zu werden und das Verletzungsrisiko zu reduzieren, sollten die Ecken des Greifers abgerundet sein und keine Quetschgefahr für den Arbeiter bestehen.

Während sich die MRK in der Automobil- und Maschinenbaubranche schon vor Jahren etabliert hat, besteht in vielen Sektoren noch großes Entwicklungspotenzial – denn viele Unternehmen fürchten nicht nur hohe Anschaffungskosten, sondern auch die strengen Sicherheitsanforderungen, die u.a. durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in einem Informationspapier aus dem Jahr 2015 sowie in der EG-Konformitätserklärung festgelegt wurden.

(Bild: Fluidtechnik Bückeberg GmbH)
Der Flächengreifer UniGripper Co-Light zeichnet sich durch eine intelligente Ventiltechnik aus: Das Vakuum wird mittels Ejektor oder Seitenkanalverdichter erzeugt. (Bild: Rivatec GmbH)

Vorbeugung von ergonomischen Beschwerden

„Oftmals übersehen die Unternehmen jedoch die Vorteile, die die Mensch/Roboter-Kollaboration mit sich bringen kann“, meint Marcel Schwekendiek, Geschäftsführer von Fluidtechnik Bückeburg. So sind Beschwerden wie Rückenschmerzen mittlerweile die häufigste Ursache für Krankheits- und Fehltage im Beruf, was hohe finanzielle Belastungen für die Unternehmen bedeutet – auch weil die Produktivität dadurch verringert wird. „Werden Roboter jedoch z.B. an strategisch klugen Stellen eingesetzt, an denen die Arbeiter entlastet werden können, lässt sich die Zahl der Krankheitstage deutlich reduzieren. Dadurch können in Folge Produktivitätssteigerungen erzielt werden“, so Schwekendiek weiter. Gelingen kann das z.B. durch den Einsatz des UniGripper Co-Light: Der Vakuumflächengreifer wurde von Tepro Machine & Pac System entwickelt und wird im deutschsprachigen Raum von Fluidtechnik Bückeburg vertrieben. Der Flächengreifer zeichnet sich durch eine intelligente Ventiltechnik aus: Das Vakuum wird mittels Ejektor oder Seitenkanalverdichter erzeugt. Anschließend wird es über einzelne Saugbohrungen im Greifer zum Produkt geführt, wodurch dieses angesaugt werden kann. „Die Besonderheit besteht darin, dass das System selbstständig erkennt, in welchen Bereichen sich ein Produkt unter dem Greifer befindet“, führt Schwekendiek aus. „Nur an diesen Stellen wird der volle Vakuumfluss freigegeben. Deshalb können mit dem Flächengreifer Waren unterschiedlicher Größe gehandelt werden. Zudem lassen sich auch Produkte aus porösen Materialien – wie Pappe- oder Holzarten – einfach bewegen.“

Intelligente Vakuumtechnik

Nun wurde mit dem Greifer eine Variante auf den Markt gebracht, die sich speziell für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine bei niedriger Nutzlast eignet – denn die zusätzliche Installation eines Vakuumreglers mit verbessertem Vakuumfluss sorgt dafür, dass sich die Quetschgefahr für den Arbeiter stark verringert. Damit lässt sich, abhängig von den jeweiligen Anforderungen, der Unterdruck regeln. Das trägt nicht nur zu einer geringeren Verletzungsgefahr bei, sondern führt auch zu einem niedrigeren Druckluft- und damit Energieverbrauch. Um die weiteren Anforderungen für die MRK zu erfüllen, wurden alle Ecken des Flächengreifers abgerundet. Da er zudem mittels additivem Druckverfahren aus einem Kunststoff/Metall/Sinter-Gemisch hergestellt wird, ist der Greifer um 30 Prozent leichter als sein Vorgängermodell, der Light Weight Gripper. Das niedrige Gewicht bietet außerdem Vorteile, wenn hohe Taktzahlen erreicht werden sollen: „Der Einsatz ist z.B. bei der Zuführung von Werkstücken zum Montageplatz oder bei der Getriebemontage möglich“, führt Schwekendiek aus. „Da er eine integrierte Werkzeugwechselfunktion besitzt, die über das sogenannte Snap-System ausgeführt wird, lässt sich das Modul innerhalb kürzester Zeit abmontieren und durch einen anderen Roboteraufsatz ersetzen, sodass keine Stillstandzeiten während des Produktionsprozesses entstehen.“

Um die Anforderungen für die MRK zu erfüllen, wurden alle Ecken des Flächengreifers abgerundet. Da er zudem aus einem Kunststoff/Metall/Sinter-Gemisch hergestellt wird, ist der Greifer um 30 Prozent leichter als sein Vorgängermodell. (Bild: Fluidtechnik Bückeberg GmbH)
Um die Anforderungen für die MRK zu erfüllen, wurden alle Ecken des Flächengreifers abgerundet. Da er zudem aus einem Kunststoff/Metall/Sinter-Gemisch hergestellt wird, ist der Greifer um 30 Prozent leichter als sein Vorgängermodell. (Bild: Rivatec GmbH)

Größe und Saugkraft individuell anpassbar

Auch die Installation gestaltet sich einfach: Neben dem Anschluss an den Roboter muss der Flächengreifer lediglich mit Druckluft versorgt werden. Bei Bedarf passt das Unternehmen den Roboteradapter an oder übernimmt die komplette Projektierung von der Auslegung bis hin zur Installation. Neben einem Standardmodul mit 265x150x101mm und einem Gewicht von 1,8kg sowie einer Haltekraft von 295N bei -600mbar bietet das Unternehmen die Möglichkeit, den Flächengreifer individuell an die betrieblichen Anforderungen anzupassen. Ebenso liefert Fluidtechnik Bückeburg Ersatzteile und führt einen After-Sales-Service wie Reparatur- und Wartungsarbeiten durch.

Rivatec GmbH
https://www.rivatec.eu/
Rivatec GmbH

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