Prof. Dr. Sami Haddadin, Leibniz Universität Hannover,
über den Roboter als intelligentes Werkzeug
Vom Faustkeil zum Roboter
In seiner Keynote auf der Matlabexpo hat Prof. Dr. Sami Haddadin das Thema autonome, selbst lernende Roboter näher beleuchtet. Er definiert Roboter als intelligente, lernfähige Werkzeuge, die in der Lage sind, den Menschen zu unterstützen. Während die meisten Roboter immer noch als reine Produktionsmaschinen hinter Schutzzäunen fungieren, sollen sich die Roboter der nächsten Generation einen Platz in unserer Arbeitswelt erobern, an dem sie mit dem Menschen und ihrer Umwelt interagieren.
Um Roboter zu einem intelligenten, lernfähigen Werkzeug zu machen, das den Menschen unterstützt und fähiger macht, sind im Wesentlichen verschiedene Schlüsseltechnologien nötig. Dazu gehört der Entwurf eines technischen Körpers, eines Geistes mitsamt seiner Sensorik, die Vernetzung autonomer Systeme sowie eine intuitive und intelligente Mensch/Maschine-Schnittstelle, über die der Roboter mit dem Menschen in physische Interaktion treten kann. Als intelligentes Werkzeug soll der Roboter dem Menschen gehorchen, darf ihn nicht verletzen – und nur wenn dies erfüllt ist, darf er auch sich selbst schützen, so Prof. Dr. Sami Haddadin, Direktor des Instituts für Regelungstechnik an der Leibniz Universität Hannover, in Anlehnung an Isaac Asimov in seiner Keynote „Intelligente Robotik und künstliche Intelligenz – Interaktion, Vernetzung & Lernfähigkeit“ in München.
Vernetzte Cobots
Kollaborierende Roboter können heute schon Informationen untereinander austauschen und damit schneller und besser voneinander lernen als je zuvor. Über die entsprechende Sensorik erhalten sie z.B. einen Tastsinn, der es ihnen ermöglicht, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten und auf diese adäquat zu reagieren. Dafür benötigt der Roboter sowohl ein Selbstbewusstsein seines Körpers als auch entsprechende Informationen über seine Umwelt. Während Cobots wie Franka von Franka Emika oder Sawyer von Rethink bereits ihre Umwelt erfühlen, stecken humanoide Systeme wie Atlas von Boston Dynamics noch in den Kinderschuhen. Für sie ist Gleichgewicht halten und auf Kollisionen Reagieren noch ein schweres Stück Arbeit. Wichtig für das autonome Lernen ist u.a. die Hand/Auge-Koordination, besonders wenn es sich um Fügeaufgaben handelt, wie beim Kolbenfügen in der Automobilindustrie. Mittels Transferlernen, bei dem der Roboter aus vorangegangenen Versuchen lernt, lässt sich auch ein solcher Vorgang zukünftig automatisieren.
Roboter bauen Roboter
Bei dem Industrieroboter Franka von Franka Emika handelt es sich um ein impedanzgeregeltes Leichtbausystem, das über Eigenschaften wie Nachgiebigkeit, Lernfähigkeit und Reflexibilität verfügt und über App-Systeme nutzbar ist. Damit dient der Roboter dem Menschen tatsächlich bereits als intelligentes, lernfähiges Werkzeug, dass sich darüber hinaus aufgrund neuer Montagemöglichkeiten selbst bauen kann – doch noch lange nicht völlig ohne menschliche Hilfe. (fiz)