Spezifischer durch Fingerspitzen
In der industriellen Robotik wurden viele Greifer-Modelle für bestimmte Aufgaben hergestellt – in der Regel mit einer fixen Greifkraft, Greifposition und Geschwindigkeit. Diese Werkzeuge können dann in der jeweiligen Applikation angewendet werden und funktionieren dort sehr gut. Sobald jedoch Losgrößen sinken oder das Werkzeug eine hohe Variantenvielfalt handeln muss, wird diese individuelle Fertigung aufgrund langer Umrüstzeiten und benötigter Wechselvorrichtungen aufwendig und kostenintensiv. Forscher arbeiten deshalb stetig daran, die Greifer-Technologie weiterzuentwickeln, Sensoren hinzuzufügen und die Programmierung zu erleichtern. Mit Hilfe individueller, mechanischer Fingerspitzen, die bei Bedarf an das Greifobjekt angepasst werden, lässt sich der Einsatz von Greifern leichter auf ihre Spezialaufgabe ausprägen. Robotergreifer sind so inzwischen fähig, sich ohne Input des Anwenders beispielsweise an besonders kleine oder zerbrechliche Objekte anzupassen, die sie per Formschluss aufnehmen sollen – ähnlich wie menschliche Finger. Die Flexibilität der Robotergreifer ist allerdings begrenzt. Durch Ergänzung einer spezifischen Fingerspitze kann ein flexibler, also adaptiver und leicht zu integrierender Greifer Objekte sicherer erfassen. Der Greifer ist dann zwar nicht in der Lage, ein beliebiges Teil aufzunehmen, jedoch sehr gut darin, genau das in der Anwendung benötigte Teil zu nehmen. Ein Aufgabenwechsel kann dennoch schnell und kostengünstig erfolgen. Whippany Actuation System, ein US-amerikanischer Metallkomponentenhersteller für die Raumfahrtindustrie, nutzt etwa einen Robotiq-Zweifinger-Greifer mit maßgeschneiderten Fingerspitzen in einer MRK-Anwendung (Mensch-Roboter-Kollaboration). Dieser Greifer kann sich verschiedenen Formen mit demselben Programmierungspfad anpassen: So werden Teile unterschiedlicher Größe via Pick&Place in eine CNC-Maschine gelegt und wieder herausgenommen. Die Fingerspitzen machen die Greifarbeit sehr viel einfacher, da sie speziell für diese Anwendung entwickelt wurden. Zusätzlich ist der Greifer mit einem Luftschlauch ausgestattet, um die zu handelnden Teile zu säubern – eine Tätigkeit, die die menschliche Hand nicht in der Form ausführen könnte. Außerdem kann die Teilerkennung des Greifers sicherstellen, ob das Teil korrekt aufgegriffen wurde und im Griff des Roboters bleibt, bis dieser seine finale Position erreicht hat.