Die Zimmer Group von 1980 bis heute
Aus dem Kuhstall zum Hightech-Anbieter
Viele mittelständische Erfolgsstorys starten in einer Garage. Bei der Zimmer Group war es so ähnlich: Das Unternehmen fand in einem ehemaligen Kuhstall seinen Anfang. Heute – gut vierzig Jahre später – positioniert es sich als einer der führenden Anbieter von industrieller Greiftechnik. Was genau dahinter steht und welche Technologiefelder die Firma sonst noch besetzt, hat ROBOTIK UND PRODUKTION bei einem Besuch vor Ort herausgefunden.
2020 hätte für die Zimmer Group eigentlich ein großes Jubiläumsjahr werden sollen – mit offiziellen Feierlichkeiten und vielen verschiedenen Veranstaltungen. Doch die Corona-Pandemie hat dem Vorhaben leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Rund zwei Jahre später hat sich die Redaktion von ROBOTIK UND PRODUKTION auf den Weg gemacht, um bei einem Vor-Ort-Besuch im badischen Rheinau-Freistett mehr über die Historie und die heutige Aufstellung des Greiferherstellers zu erfahren.
Generationsübergreifende Gründung
Ins Leben gerufen wurde das Unternehmen von den Brüdern Günther und Martin Zimmer zusammen mit deren Vater Herbert im Jahr 1980. Was als Werkstatt für die Metallbearbeitung begann, entwickelte sich ziemlich schnell zu einer Technologieschmiede mit Ausrichtung auf die Handhabungstechnik: 1982 entstehen erste Automatisierungskomponenten. Das Portfolio wächst schnell. 1992 bringt Zimmer ein patentiertes Stoßdämpferprinzip auf den Markt. Noch heute bildet die Dämpfungstechnik einen wichtigen Technologiebereich des Unternehmens.
Das erste Portfolio an Standardgreifern präsentierte Zimmer bereits sechs Jahre nach der Firmengründung. Sehr bald kommt es zu einer strategischen Kooperation mit dem Unternehmen Sommer Automatic, das 2013 komplett in der Marke Zimmer und der Firmengruppe aufgeht. Mittlerweile umfasst das Greiferprogramm nicht nur eine breite Auswahl an pneumatischen und elektrischen Parallel-, Zentrisch- oder Winkelgreifern, sondern auch smarte Lösungen für Cobots oder kundenspezifische Automatisierungslösungen. So wurde etwa das Match-Ecosystem entwickelt, mit dem sich neben mechatronischen Greifern der Zimmer Group auch Vakuumaktuatoren der Firma Schmalz aus Glatten an Leichtbauroboter adaptieren lassen. Ein Clou in Sachen Flexibilität stellt die integrierte Wechselschnittstelle dar, die werkzeuglos von Hand oder auch automatisiert verwendet werden kann.
Auch die Digitalisierung nimmt immer mehr Raum bei der Zimmer Group ein. Schließlich spielen intelligente Lösungen, Engineering-Umgebungen und Apps für die Anwender von Automatisierungslösungen eine immer größere Rolle. Einen spannenden Ansatz hat das Unternehmen für die Auslegung von Greifern entwickelt. Mit der sogenannten Comfort App in Verbindung mit der HMI ist es möglich, Greifanwendungen in wenigen Schritten zu parametrieren. Ganz im Sinne des Easy-to-Use-Ansatzes. Neuheiten rund um die Comfort App will Zimmer auf der Automatica 2022 in München zeigen. Um was es dabei genau geht, wird in der kommenden Ausgabe von ROBOTIK UND PRODUKTION zu lesen sein.
Fokus auf hohe Fertigungstiefe
Seit Ende der 1980er-Jahre ist Zimmer am Standort Rheinau-Freistett angesiedelt. Das Produktionswerk ‚Im Salmenkopf‘ wurde über die Jahre wiederholt ausgebaut. Aufgrund des Firmenwachstums zeichnete sich in den 2000er-Jahren ab, dass man trotzdem um ein weiteres Werk nicht herum kommt. In der Folge wurde 2009 – nur wenige hundert Meter entfernt – das heutige Headquarter ‚Am Glockenloch‘ bezogen. Auch dieser Standort musste seitdem bereits zwei Mal erweitert werden. Mit verantwortlich dafür ist der besonders hohe Fokus auf die eigene Fertigungstiefe bei Zimmer. So produziert das Unternehmen nicht nur die meisten Bauteile selbst, sondern unterhält auch einen eigenen Maschinen-, Betriebsmittel- und Formenbau.
Das wiederum sichert eine große Erfahrung als Anwender der eigenen Automatisierungskomponenten sowie das Knowhow um die aktuellen Technologietrends. Mit diesem Wissen realisiert Zimmer – ergänzend zu den Geschäftsbereichen Greifer, industrielle Stoßdämpfer, Kunststoff- und Verfahrenstechnik sowie Dämpfungselemente für Möbel – auf Wunsch seiner Kunden auch individuelle Systemlösungen. Etwa für Branchen wie den Automobilbau, die Luft- und Raumfahrt- oder die Holzindustrie. Insgesamt sind heute rund 1.200 Mitarbeiter in 13 internationalen Niederlassungen für die Zimmer Group tätig. Das Vertriebsnetz erstreckt sich über 125 Länder.