Wie generieren Sie und Ihre Mitarbeiter denn Erkenntnisse, Zahlen, Daten, Fakten über innovative Trends, Technologien, Applikationen und Märkte?
Liepert: Grundsätzlich kommen Innovationen in der Industrie nicht als Big Bang daher. Nahezu alle Neuerungen resultieren aus kleinen und kleinsten Verbesserungen. Bei Kuka beispielsweise ist jeder unserer weltweit 14.000 Mitarbeiter dazu eingeladen, sich Gedanken über Verbesserungen in seinem eigenen Arbeitsumfeld zu machen. Die Ergebnisse werden gesammelt und verifiziert und können Anregungen geben, Prozesse und Produkte zu optimieren. Ebenso unterstützen wir die Neu- und Weiterentwicklung von Robotern, Peripheriegeräten, Fertigungsanlagen und Technologien. Und dann gibt es die sogenannten Megatrends wie die Digitalisierung, Überalterung der Bevölkerung, Individualisierung der Produkte und so weiter. Zu all diesen Trends gibt es Studien, die wir unter dem Aspekt analysieren, was jeder einzelne dieser Trends für die Robotik und Automation bedeutet. Wie kann unser Know-how in Industrie 4.0, Elderly Care und Mensch/Maschinen-Kollaboration und so weiter hier helfen. Schließlich prüfen wir, inwieweit Anwendungen und Applikationen in neue Bereiche übertragbar sind. Das alles sind sehr facettenreiche Themen, die wir sehr genau verfolgen. Um all das mit Zahlen, Daten und Fakten zu unterfüttern, nutzen wir sowohl unsere eigenen Studien und Informationen als auch externe Quellen.
Welchen Facettenreichtum meinen Sie konkret?
Liepert: Bei Industrie 4.0 sprechen wir beispielsweise von mobilen, vernetzten Robotern und sich selbst optimierenden flexiblen Produktionssystemen, die über Cloud-Plattformen miteinander kommunizieren und Daten in Echtzeit austauschen und so weiter. Bei Elderly Care ist Medical Care nicht weit. Denken wir diesen Aspekt weiter, dann sind wir bei Reha-Systemen. Das wiederum bringt uns zu Cobots, zur Mensch/Maschine-Interaktion, zur Service- und zur mobilen Robotik, zu Leichtbaurobotern, zum Consumer-Bereich. Und schon sind wir beim Thema Sicherheit für Mensch, Maschine, Prozess und Aktionsumfeld. Das alles zeigt doch, wie eng die Megatrends miteinander verzahnt sind. Und es gibt noch weitaus mehr Verknüpfungen.
Wie trennt man kurzfristig Interessantes von nachhaltig Zukunftsfähigem? Und was passiert bei der Kuka mit solchen Erkenntnissen?
Liepert: Innovationsmanagement an sich ist schon nichts Kurzfristiges. Alles, was Kuka gegenwärtig den Kunden an Produkten, Leistungen, Automatisierungs- und Fertigungslösungen bietet, hat vor zehn und mehr Jahren seinen gedanklichen Anfang genommen. Und wir arbeiten aktuell an Antworten auf die Frage, was Kuka den Kunden in zehn oder fünfzehn Jahren bieten muss. Natürlich beobachten wir auch plötzlich aufkommende Hypes. Aber: Kuka ist ein Technologie-Konzern mit ganz klarer Ausrichtung und ganz klaren Zielen. Das ist entscheidend.