ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Auswirkung haben die aktuellen Trends auf Gestaltung und Ausprägung von Teach Pendants? Warum Roboter in Zukunft nicht über Tablet oder Smartphone programmieren bzw. einrichten?
Klos: Es ist technisch möglich, Roboter über Tablet, Smartphone oder remote über das Web zu programmieren und zu bedienen. Aber bei allem Trend zu smart und easy dürfen wir den Roboter nicht unterschätzen: Ein Roboter ist kein Spielzeug und eine industrielle Produktion ist kein Ponyhof. Ein Smartphone hat keinen sicheren Not/Aus-Knopf und wenn es herunterfällt oder das WLAN ausfällt, steht die Produktion. Programmierlogik, Safety- und I/O-Kommunikation über Feldbusse sind weitere Beispiele, wo Smartphones schnell an ihre Grenzen geraten.
Seebauer: Neue, intuitivere und ergonomischere Bediengeräte für klassische Roboter finden immer größere Verbreitung. Bei Cobots wird bereits heute zunehmend komplett auf traditionelle Teach Pendants verzichtet. Die Steuerung findet hier dann direkt per Laptop oder Tablet statt. Bei klassischen Robotern, insbesondere in größeren Anlagen, sind traditionelle Teach Pendants häufig wegen des im T1- und T2-Verfahrmodus notwendigen Totmannschalters noch weit verbreitet. Dennoch gibt es auch hier Trends zu immer kleineren und schlankeren Bediengeräten, die sich auf die wirklich notwendigen Funktionen beschränken. Die eigentliche Programmierung findet allerdings zunehmend nicht mehr am Teach Pendant, sondern direkt am Laptop statt.
Schmid: Die Bedienkonzepte von Cobots haben schon heute einen enorm hohen Reifegrad erreicht. Da versteht sich die Weiterentwicklung von Teach Panels meist nur als Feinschliff. Ein Wechsel hin zur Bedienung via Smartphone oder Tablet ist allerdings mit Zurückhaltung zu betrachten. Sobald Unternehmen ihren Cobot mit dem Betriebsnetzwerk verbinden, kommen wichtige Aspekte der IT-Sicherheit ins Spiel, die die Umsetzung einer Automatisierungslösung schnell komplex werden lassen.
Albers: Man erkennt im Markt die Entwicklung zu intuitiveren Teach Pendants. Bildschirme werden größer und die Teach Pendants immer leistungsfähiger. Eine Programmierung über Tablet oder Smartphone ist bei unseren Cobots bereits problemlos möglich, allerdings lassen sich bei konventionellen Robotern die Sicherheitsfunktionen, wie ein Notaus oder ein Totmannschalter, nicht realisieren. Dazu wäre zusätzliche Hardware nötig. Wir evaluieren derzeit Möglichkeiten der einfachen Manipulation fertig programmierter Anlagen zur einfachen Korrektur. Ein Teach-In mit Bewegungen des konventionellen Roboters im Teach-Modus wird in absehbarer Zukunft aus Sicherheitsgründen wahrscheinlich nicht möglich sein.
Jacobsen: Wir setzen bereits seit Beginn auf die Steuerung unserer Roboter via Tablet und Smartphone. Das einzig Beständige in der Industrie ist und war schon immer der Wandel. Anforderungen an Werker ändern sich, Fertigungslinien werden ständig neu gedacht. Unterstützende Technologien wie mobile Roboter sollten den Mitarbeitern da nicht noch zusätzlichen Lernaufwand abverlangen, sondern so intuitiv wie möglich zu bedienen sein – den Umgang mit Smartphone oder Tablet ist der Nutzer aus seinem privaten Umfeld meist gewohnt. Auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse sind so schnell in der Lage, Roboter zu steuern und für Aufträge einzuteilen.
Hermann: In naher Zukunft wird die Programmierung von Industrierobotern über Tablets realisiert, die mittels zusätzlicher Hardware die vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien, wie Notaus oder Zustimmtaster, erfüllen.
Baumann: Die Anforderungen der Endanwender sind heute sehr vielfältig, da mehr Menschen mit Robotern arbeiten und es unterschiedliche Benutzerrollen mit jeweils spezifischen Aufgaben gibt. Die Erwartungen des Benutzers an industrielle Bediengeräte sind definitiv gestiegen. Im Gegensatz zu früher sind heute die meisten Mitarbeiter mit Tablets oder Smartphones zu Hause auf dem neuesten Stand und erwarten bei der Arbeit Geräte auf einem ähnlichen technologischen Niveau. (fiz)