ROBOTIK UND PRODUKTION: Dass der Roboterarm die Kollision selbst erkennt, reicht also nicht aus?
Vetter: Robotersysteme heute verfügen über clevere Sicherheitsfunktionen, sind aber nicht eigensicher, da sie die Dynamik bei einer Kollision nicht betrachten. Erst bei der Kollision beginnt der Roboter seine Bewegung zu verzögern. Welche Kräfte bei einer Kollision also tatsächlich herrschen, ist daher auch abhängig von der kinematischen Position des Roboters, der Massenträgheit oder davon welche Last verbaut ist. Das kann dann gut das Zwei- bis Fünffache des eingestellten Grenzwertes sein. Die Sicherheitswerte für den Roboterarm sind also nicht absolut zu sehen, sondern eher als Maß der Feinfühligkeit. Der angegebene Performance Level sagt nur etwas aus über die Güte der Sicherheitsfunktion des Roboterarms. Um eine Messung von Kraft und Druck kommt man also nicht herum.
ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie sieht es international mit dem Thema MRK aus?
Vetter: MRK ist momentan besonders in Europa ein großes Thema. Aber wir führen auch Projekte in Asien oder Amerika durch, denn Robotics Services bietet Pilz inzwischen international an. Grundlage ist unsere weltweit gültige Methode, wie man bei der Validierung vorgeht. Was von Region zu Region abweicht, das sind lediglich normative Referenzen für den Körper, z.B. bei der Körpergröße. Unser Ziel ist es, überall dieselben Sicherheitsstandards zu etablieren. Interessant finde ich, dass der deutsche Begriff MRK auch schon im Ausland verwendet wird, ähnlich wie Industrie 4.0.
ROBOTIK UND PRODUKTION: Was bringt die Zukunft?
Vetter: Bei der TS15066 wird es in jedem Falle weitergehen. Denn eine technische Spezifikation muss spätestens nach vier Jahren überarbeitet werden und dann muss entschieden werden, ob daraus eine eigenständige Norm wird, die TS in bestehende Normen integriert wird oder ob sie sogar fallengelassen wird. Momentan wird diskutiert, ob die Grenzwerte für Kollisionen zu hoch angesetzt sind. Allgemein gesehen wird es künftig darum gehen, Roboteranwendungen mobil auf Plattformen umzusetzen. Das Thema MRK bleibt also spannend!