ROBTOTIK UND PRODUKTION: Wie ist denn heute das Verhältnis zwischen selbst machen und Integrator beauftragen?
Schmid: Ich würde sagen, rund drei Viertel der umgesetzten Lösungen laufen über den Integrator, weil CE-Zertifizierung und Risikobeurteilung noch große Themen sind. Können ist die eine, sich auch trauen die andere Seite der Medaille. Kleine Unternehmen scheuen oft noch die Verantwortung hinsichtlich Zertifizierung und Risikobeurteilung, was auch nachvollziehbar ist. Denn auch wenn mit Normen wie der ISO/TS15066 einiges klarer und einfacher wird, sind die Sicherheitsfragen nach wie vor alles andere als trivial.
ROBTOTIK UND PRODUKTION: Sie sprachen gerade die UR+-Plattform an. Wie hat sich diese denn bisher entwickelt?
Schmid: Auf der letzten Automatica 2016 hatten wir die Plattform und erste Applikationen vorgestellt. Mittlerweile haben wir 200 Entwicklungspartner an Bord, mit denen wir gemeinsam an neuen Lösungen im Robotikumfeld arbeiten. Das Spektrum umfasst Kamerasysteme, Sensoren, Greifer und Software Tools aber auch Zubehörteile. Die Applikationen und Lösungen auf UR+ haben sich im letzten Jahr rund verzehnfacht, woran man ablesen kann, dass hier eine neue Community entsteht – allein in der Nähe unseres Stammsitzes im dänischen Odense haben sich bereits 60 Firmen angesiedelt, die Mehrwert für MRK und Leichtbaurobotik anbieten. Das schöne für uns ist, dass wir wie bei unseren Leichtbaurobotern auch mit UR+ heute ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, mit dem wir das Thema als Marktführer vorantreiben und uns am Markt positionieren können.
ROBTOTIK UND PRODUKTION: Das Ziel von UR+ ist es also, die richtigen Leute zusammen zu bringen?
Schmid: Ja, so wie früher bei Linux funktioniert UR+ in erster Linie als Open-Source-Community. Jeder kann sich kostenlos mit unseren Entwicklern in Dänemark und den 200 Partnern auf der Plattform austauschen – zum UR+-Firmenspektrum gehören viele Startups aber auch große Player wie Leoni oder Schunk. Ich gehe davon aus, dass sich die Plattform über die nächsten Jahre mehr und mehr regionalisiert. Heute werden die Produkte noch zentral angeboten, aber in Zukunft wird es spezielle UR+-Lösungen für den chinesischen, den amerikanischen oder den europäischen Markt geben.